Die österreichische Seele

Die österreichische Seele

Die Schweizer kennen sie kaum, diese Österreicher, obwohl die Nachbarn die gleiche Sprache sprechen und die gleichen Alpen haben wie sie. Eigentlich sind die Österreicher ihnen auch gar nicht so unsympathisch - wenn da nur nicht der grässliche Kaiser-Schmarren wäre.

Für die Dokumentation "Die österreichische Seele" begibt sich der Schweizer Filmemacher Roland Huber auf eine Reise zu den österreichischen Nachbarn und ihren Eigenheiten. Zum Beispiel der Wiener Opernball: Da hofft ein Untertanenvolk auf die Auferstehung der k.-u.-k.-Monarchie. Aber einer spuckt immer in die Suppe: Baukönig Richard Lugner. Er kauft sich, was andere im Blauen Blut haben. Jedes Jahr kommt er mit einem anderen Busenwunder in seine Opernloge. Vor zwei Jahren sorgte der 81-Jährige für einen Skandal, als er mit Berlusconis früherer Gespielin Rubi Rubacuore dem Opernball die Show stahl. Doch Österreich ist nicht nur Opernball. So führt die Reise zum Nachbarn erst einmal in ein kleines Dorf im Salzkammergut: zu Totengräber Friedrich Valentin Idam. Hallstatt zählt 700 Seelen - im Dorf. Auf dem Friedhof sind es tausende. Der Friedhof ist so klein, dass zwei, drei Leichen in einem Grab liegen. In der Steiermark hat Bauer Gsellmann eine gigantische Weltmaschine gebaut: alte Räder, Transmissionsriemen, Weltkugeln, Heiligenzeugs und allerlei Geheimnisvolles. Die Weltmaschine müsse immerfort in Bewegung gehalten werden, trug er seinem Enkel auf - ansonsten bliebe die Welt stehen, und Österreich würde untergehen. Täglich kommt Gsellmann dem Vermächtnis des Großvaters nach. Im Narrenturm wurde manch einer eingebuchtet, der von sich sagte "Ich bin der Kaiser". Der richtige Kaiser, Leopold II., ließ den Turm bauen. 240 Menschen fanden darin Platz, damit sie die kaiserlichen Untertanen nicht mit Irrsinn, Aufwiegeln oder anderen demokratischen Krankheiten anstecken konnten. "Wir sind Kaiser" ist eine Kultsendung im österreichischen Fernsehen. Der Schauspieler Robert Palfrader zieht dort Promis durch den Kakao - oder wie man in Wien sagen müsste: schüttet einen Braunen über sie aus. Hier zeigt sich eine besondere österreichische Tugend: der Schmäh, das Lachen über sich selbst.

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