Die Obstbauern vom Niederrhein

Die Obstbauern vom Niederrhein

Bernd Schumachers Familienerbe wächst buchstäblich an den Bäumen. Er ist der Nachfolger auf einem der größten Apfelhöfe in der Obstregion Niederrhein. Auf dem Heyerhof, einem historischen Bauerngehöft in Tönisvorst, bauen Schumachers 36 Apfelsorten an, alte wie Berlepsch und Boskop und Neuzüchtungen wie Wellant. 80.000 Bäume - und jeden einzelnen müssen sie beobachten, pflegen und beschneiden. Früher lebte ein Großteil der Menschen am Niederrhein noch von der klassischen Landwirtschaft. Die Bauern arbeiteten auf ihren jahrhundertealten, weit verstreut liegenden Höfen. Sie profitierten von der Nähe zu den Städten an Rhein und Ruhr, lieferten Milch, Käse und Butter, Eier, Gemüse und Fleisch. So auch Bernd Schumachers Urgroßeltern. Sie hatten Kühe, Schweine, Pferde und Hühner, ernteten Getreide, Gemüse und natürlich auch Obst. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg änderte sich das Leben auf dem Land. Körperkraft wurde immer mehr durch Maschinen ersetzt, und der Druck, billig zu produzieren, nahm zu. Da lag es nahe, sich zu spezialisieren - und weil das Klima am Niederrhein wie geschaffen ist für Obst, entwickelte sich die Region zu einem bedeutenden Obstanbaugebiet in Nordrhein-Westfalen. Auch Schuhmachers stellten den Betrieb nach und nach um, bis die letzte Kuh vom Hofe gegangen und der Bauernhof in eine Obstplantage umgewandelt war. Jedes Jahr tun sie alles, was in ihrer Hand liegt, um eine gute Ernte zu sichern. Das Wetter aber haben sie nicht im Griff: Im Frühjahr drohen den Blüten Nachtfröste, manchmal zerstört ein einziger Hagelsturm die Ernte. Einmal, im Winter 1984/85, hätte Frost von minus 35 Grad den Betrieb beinahe ganz ruiniert, unzählige Bäume am Niederrhein erfroren, es dauerte Jahre, bis auch der Heyerhof sich erholte. Dass er das Familienerbe einmal fortführen will, stand für Junior Bernd Schumacher trotzdem immer fest. In den letzten zehn Jahren haben Vater und Sohn gemeinsam neue Apfelplantagen angelegt, bewirtschaften mittlerweile 40 Hektar Land, betreiben drei Bauernläden, in denen sie ihr gesamtes Obst verkaufen. Bernds größter Wunsch aber wäre es, seine jüngere Schwester Lena an seine Seite zu holen - der Betrieb ist zu groß geworden, um ihn allein zu führen. Einmal hat sie ihm schon abgesagt, doch Bernd gibt noch nicht auf.

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