Die Musketiere im Damenstifte

Die Musketiere im Damenstifte

Die Opéra Comique in Paris zeigt jedes Jahr ein verkanntes - oder zumindest selten gespieltes - Juwel des französischen Repertoires. Zum Abschluss der Spielzeit 2014/15 gab es Louis Varneys großartige Operette "Les Mousquetaires au Couvent" (1880), einen der größten Erfolge der Belle Epoque.

Die Liebesgeschichte spielt im 17. Jahrhundert, zur Zeit der Herrschaft Ludwigs XIII., in der Provinz Touraine. Während Kardinal Richelieu eine neue Verschwörung fürchtet, schleichen sich zwei durchtriebene Musketiere als Pilger verkleidet in das Kloster ein, wo ihre Herzensdamen, die Ordensschwestern, festgehalten werden ...

Doch hinter der fröhlich-frechen Oberfläche des Textes verbirgt sich auch eine ernste Aussage: Louis Varney stellt die Religion als Zwang wider die menschliche Natur dar. Ein für die damalige Zeit gewagtes Stück, dessen Uraufführung im Pariser Théâtre des Bouffes-Parisiens ein rauschender Erfolg war.

Für die musikalische Untermalung sorgen das Orchestre Symphonique de l'Opéra de Toulon unter der Leitung von Laurent Campellone und der Chor Les Cris de Paris, dirigiert von Geoffroy Jourdain. Die schwungvolle Musik von Louis Varney wird von amüsanten Zwischenspielen unterbrochen. Unter den Solisten ist Anne-Catherine Gillet als Simone mit ihrem zauberhaften Timbre und meisterhafter Technik die unbestrittene Königin des Abends. Anne-Marine Suire gibt als Marie de Pontcourlay ein glänzendes Debüt an der Pariser Opéra Comique.

Jérôme Deschamps' Inszenierung - seine letzte als Intendant der Opéra Comique (2007-2015) - bleibt ebenso wie Bühnenbild und Kostüme der Entstehungszeit des Werkes treu; zeitgenössisches Vokabular und moderne Requisiten bilden dazu einen subtilen, aber deshalb nicht minder komischen sprachlichen und optischen Kontrast.

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