Die Lokführerin

Die Lokführerin

Es ist eine einsame Fahrt über Schienen mit einem stählernen Monstrum, einer alten E-Lok 194, Baujahr 1954. Barbara Pirch bedient die Lokomotive, dazu ist körperliche Höchstleistung erforderlich. 'Automatisch geht hier gar nichts, alles läuft manuell.' Bei jeder Bremsung, bei jeder Beschleunigung stemmt sie sich im Stehen gegen Hebel, dreht Handräder, kurbelt und drückt Knöpfe.Barbara Pirch aus Willich bei Düsseldorf besitzt Deutschlands kleinstes Eisenbahnunternehmen und ist als Lokführerin hierzulande eine absolute Rarität. Mit ihren zwei alten E-Loks transportiert sie Waggons im Güterverkehr. Für ihre Kunden fährt sie so genannte Ad-hoc- Einsätze durch ganz Deutschland, transportiert Autos, Dieselöl, Holz, Gase oder Kohle.Sie steht in ihrem Leben immer auf Abruf bereit, ohne Komfort und Planungssicherheit. Selten weiß sie, was der Tag bringt. Sie sieht keinen Grund, den alten Loks abzuschwören, nur weil sie alt sind. Was die Zugkraft betrifft, spielt sie immer noch in der ersten Liga, wie sie sagt.2008 hat die 46-jährige Barbara Pirch, die früher Lokomotivführerin bei der Deutschen Bundesbahn war, ihre beiden E-Loks gekauft. Die gelernte Betriebsschlosserin hält ihre Lokomotiven selbst in Schuss.Die Lokomotiven aus der Reichsbahnzeit lassen auch die Herzen zahlreicher Eisenbahnfreunde höher schlagen. Doch mit Romantik haben ihre Einsätze weniger zu tun, meint Barbara Pirch. 'Es ist ein knallhartes Geschäft auf der Schiene und es gibt einen großen Konkurrenzkampf im Gütertransport.'Zwar nimmt der Güterverkehr per Lkw auf der Straße immer noch zu, doch auch auf dem deutschen Schienennetz ist er 2011 um 5,4 Prozent gewachsen. Seit 1994 ist das Schienennetz auch für private Unternehmen geöffnet. Derzeitig existieren rund 400 Eisenbahnverkehrsunternehmen, rund 7.000 Lokomotiven sind in Deutschland in Betrieb.Autor Stefan Weiße und sein Kamerateam haben Barbara Pirch tage- und nächtelang auf Deutschlands Schienen begleitet und eine Lokomotivführerin erlebt, die mit viel Idealismus knallharte Arbeit verrichtet.

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