Die Loire - Vom Zentralmassiv bis zu den Schlössern

Die Loire - Vom Zentralmassiv bis zu den Schlössern

Die Loire ist Frankreichs längster Fluss. Über 1000 Kilometer wilde Schönheit. "Jedes Mal, wenn ich in die Region zurückkehre, empfinde ich etwas Besonderes", sagt Lancelot Guyot, der an den Ufern des Flusses groß geworden ist. "Das ist mein Zuhause, es ist unbeschreiblich."
Der Ursprung der Loire liegt am Fuße des Berges Mont Gerbier-de-Jonc im südlichen Frankreich. Ihre Quelle befindet sich auf über 1400 Metern im Zentralmassiv. Eigentlich hat der Fluss gleich drei Quellen, sie vereinigen sich zu La Loire, die bei Saint-Nazaire in den Atlantik mündet. Die Landschaft ist vielseitig: weitläufige Flusslandschaften wechseln sich ab mit imposanten Wäldern, Weinbergen, kleinen Dörfern und großen Schlössern. "Das ist hier eine wunderschöne Landschaft, mit einer unglaublich vielfältigen Fauna und Flora", sagt Solenne Muller. Die Biologin ist von klein auf verliebt in die Region und sucht heute inmitten der Loire-Schluchten ihren Lieblingsfrosch, die Gelbbauchunke. Dabei erlebt sie, wie fragil das Naturparadies ist. Der Fluss hat immer öfter mit Trockenheit zu kämpfen. Durch ausbleibendes Hochwasser sind die Lebensräume der Tiere bedroht.
An den Ufern der Loire liegen typisch französische Städtchen. Eines davon ist Nevers in der Bourgogne. Hier leiten Carole und ihr Ehemann Jean Francois den Familienbetrieb Faïancerie Georges in vierter Generation und lassen eine alte Handwerkskunst weiterleben: die Fayence, eine spezielle Keramiktechnik. Dabei nutzen die beiden traditionelles Know-how, setzen aber zugleich auf modernes Design. Freihändig malt Carole Georges ihre Motive auf die Keramik. Die Loire ist eine Inspirationsquelle: "Als Kind habe ich alle Sommerferien an der Loire verbracht. Da hängen viele Erinnerungen dran. Und diese unvergleichliche Stimmung, die Sandstrände. Es gibt immer viel zu entdecken. Die Loire ist ein Abenteuer!"
Weiter flussabwärts bei Orleans lebt eine kleine Berühmtheit. Die 86-jährige Marie-Jeanne Lutton heißt auch "Mamie Pommes", die Apfel-Oma. Mit ihrer Tarte Tatin, einem beliebten Apfelkuchen in Frankreich, wurde sie zum YouTube-Star. Enkelin Audrey postete vor ein paar Jahren ein Video von den Backkünsten ihrer Großmutter. Das ging viral und machte die dynamische Omi zum Star im Netz. Der Druck, dass die perfekte Tarte Tatin gelingt, wird seither immer größer. Immerhin ist es das bekannteste Dessert Frankreichs: "Ich mache immer Tarte Tatin, alle lieben sie. Ich weiß gar nicht, was sie daran finden."
Nicht weit davon entfernt liegt das Schloss Chateau La Ferté-Saint-Aubin. Es ist im 17. Jahrhundert erbaut und von einem Wassergraben umschlossen. In diesen feuchten Gemäuern ist Lancelot Guyot der Chef: Schlossherr mit 35 Jahren. Was so fantastisch klingt, ist eine ziemliche Tortur: Der Unterhalt des Gebäudes erfordert mehrere Hunderttausend Euro jährlich, die muss man erstmal einspielen. "Manchmal fühle ich mich auch ein wenig entmutigt, wenn ich sehe, wie viel Arbeit ich noch vor mir habe", sagt Lancelot. "Aber hier in diesem Schloss zu leben, ist trotzdem eine großartige Chance und eine unglaubliche Kulisse." Er öffnet eine kleine Luke, klettert auf das Dach seines Schlosses und genießt den Ausblick.
Die Loire wird von den Franzosen oft als der "französischste Fluss" des Landes bezeichnet. Der Fluss prägt die Menschen, die mit ihm und an seinen Ufern leben.

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