Die Liebe, der Bärenjäger und die Taiga - Eine Hamburgerin in Sibirien

Die Liebe, der Bärenjäger und die Taiga - Eine Hamburgerin in Sibirien

Am Anfang war es die Liebe zu einer Landschaft, die Karin Haß (64) in die Taiga führte. Dann begegnete sie dort dem Pelztierjäger Slava, dem zuliebe sie ihr Zuhause in Hamburg aufgegeben hat. Seit fünf Jahren führt sie an der Seite des 20 Jahre jüngeren Jägers quasi ein Leben wie in der Steinzeit. Das neue Domizil heißt Srednjana Oljokma, ist 9.000 Kilometer von Hamburg entfernt und liegt irgendwo 1.700 Kilometer östlich von Irkutsk und dem Baikalsee. Wer dorthin reisen möchte, muss die letzten 300 Kilometer flussaufwärts per Motorboot meistern. Slava ein Jäger, Karin Haß eine Sammlerin; der Mann unterwegs auf Jagd und Fischfang, die Ehefrau bei nie enden wollender Pflanz-, Ernte- und Einmacharbeit. Das Leben am Fluss 200 Kilometer von der nächsten richtigen Ortschaft entfernt ist alles andere als komfortabel. Kein fließendes Wasser, kein Laden um die Ecke, kein Arzt weit und breit, Strom nur gelegentlich vom eigenen Aggregat. Karin Haß lebt am 'Ende der Welt'. Kein Wunder, dass sie da schon hin und wieder die Sehnsucht nach ihrer Tochter und den Enkelkindern überkommt. Einige Wochen im Jahr meist im Januar und Februar tauscht die Taigafrau ihr einfaches Leben mit der Zivilisation in Deutschland. Sie liebt diesen Kontrast. Doch kaum zurück in ihrer neuen Heimat freut sich die gebürtige Dresdnerin über wilden Schnittlach am Flussufer oder über Slavas Verwandte, wenn diese mit 16 Rentieren und Schlitten zu Besuch kommen. Eine entbehrungsreiche Existenz nimmt Karin Haß gern in Kauf jedenfalls so lange wie die Liebe sie dort hält. Die Dokumentarfilmerin und vielfach ausgezeichnete Fernsehjournalistin Liz Wieskerstrauch hat im Sommer 2010 mit einem kleinen Filmteam die weite und zum Teil mühselige Reise zu Karin Haß unternommen und die atemberaubende Taigalandschaft erlebt. Allein die Hinreise war ein Abenteuer: zwei Tage Transport im offenen Boot, Übernachtungen in maroden Jagdhütten, Zähneputzen im Fluss dann endlich das kleine Dorf ohne Ortsschild.

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