Die Langzeitarbeitslosen

Die Langzeitarbeitslosen

Gesellschaft und Soziales 

Schicksale zwischen Hoffnung und Verzweiflung. Die Wirtschaft boomt, die Arbeitslosigkeit geht zurück und trotzdem sind die Langzeitarbeitslosen noch immer die Achillesferse des deutschen Arbeitsmarktes. Jeder dritte Arbeitslose in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen gehört zu dieser Gruppe.

Undine K. beklagt, sie hätte schon seit einem Jahr kein Angebot mehr vom Jobcenter bekommen. Sie vermutet, dass es an ihrem Alter liegt. Tatsächlich tragen ältere Arbeitnehmer das höchste Risiko. Verlieren sie den Job, dann bleiben sie lange Zeit oder ewig ohne neue Arbeitsstelle. Benachteiligt auf dem Arbeitsmarkt und ab 58 auch kaum noch statistisch erfasst. Denn wer über 58 Jahre alt ist und seit 12 Monaten kein Jobangebot erhalten hat, der fällt ganz aus der Arbeitslosenstatistik. So erging es in den letzten 20 Jahren vielen Ostdeutschen.

2015 lernte Autor Knud Vetten Undine K. bei einem Kurs des Jobcenters in Meißen kennen. Damals begleitete MDR Exakt eine mehrtägige Intensivschulung für Langzeitarbeitslose mit der Kamera. Über zwei Jahre später sind die Neuigkeiten aus dem Jobcenter erstaunlich, nicht so pessimistisch wie erwartet: Von den 16 zuletzt noch im Kurs verbliebenen Teilnehmern hat mittlerweile jeder zweite eine sozialversicherungspflichtige Arbeit. Kathleen J. gehört leider nicht dazu. Die Mutter eines schwerbehinderten Kindes arbeitete nach dem Kurs im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes bei der Diakonie. Eine feste Stelle gab es danach nicht für sie.

Heiko K. und Karsten W. dagegen haben die Kurve - raus aus der Misere rein in den ersten Arbeitsmarkt - im letzten Moment gekriegt. Beide gehörten zu den laut Bundesarbeitsministerium etwa 18.000 Geförderten eines speziellen Programms des Europäischen Sozialfonds. Nach zwei Jahren Förderung erhielten sie jeweils einen festen Arbeitsvertrag. Der eine beim Autoservice im thüringischen Lödla, der andere beim Spezialmaschinenbau in Großkorbetha in Sachsen-Anhalt.

Für die beiden Männer ist die Rückkehr in Beschäftigung ein großer Erfolg. Das gesamte Förderprojekt bleibt bis heute umstritten. Bei knapp unter einer Million Langzeitarbeitslosen sei es nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen und hinter den gesteckten Zielen der damaligen Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles zurück geblieben, kritisiert die arbeitsmarktpolitische Expertin von Bündnis 90/Die Grünen Brigitte Pothmer. Sie hat grundsätzlich recherchiert, wie sich die öffentlich geförderte Beschäftigung jüngst entwickelt hat. "Im Bereich der öffentlich geförderten Maßnahmen haben wir einen Rückgang von über 36 Prozent. Das ist niederschmetternd."

"Exakt - Die Story" erzählt die Geschichten der Betroffenen. Was ist ihnen in den letzten zwei Jahren wiederfahren? Welche Hilfe gab es? Warum ist es für sie so schwer, richtige Jobs zu bekommen?

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