Die Kunst der Provokation

Die Kunst der Provokation

Gesellschaft und Politik 

Was kann Kunst leisten in aufwühlenden Zeiten voller gesellschaftlicher Unsicherheiten? Das Berliner Kollektiv "Peng!" hat seine eigene Antwort darauf gefunden.

Das "Peng!-Kollektiv" steht für politischen Protest, für Sabotage und Subversion. Ziel ihrer Provokationen: auf Missstände aufmerksam machen und dabei größtmögliche mediale Aufmerksamkeit erzeugen. Die Aktivisten sorgen seit 2013 für medienwirksame Eskalationen.

Dem Berliner Kollektiv aus Künstlern, Handwerkern, Wissenschaftlern und Aktivisten geht es um Aufklärung und darum, gesellschaftliche Debatten anzustoßen, Themen neu und vital zu diskutieren. Die Aktivisten unterwandern mit falschen Identitäten seit 2013 Veranstaltungen: ihre akribisch vorbereiteten Fake-Inszenierungen haben bereits Energieriesen getroffen und Ölkonzerne, die AfD, Google und einen Esoteriksender. Nun stellen sie sich einem neuen, mächtigen Gegner: der deutschen Waffenindustrie.

Deutschland möchte als friedliebendes Land gelten, ist aber auch auf dem Gebiet der Waffenlieferungen Exportweltmeister. Ein Widerspruch, auf den die Aktivisten von "Peng!" aufmerksam machen möchten. Über Monate haben sie eine koordinierte Aktion gegen unterschiedliche Zulieferer der Waffenindustrie vorbereitet, der Höhepunkt ihrer mehrstufigen Inszenierung: die Verleihung eines Fake-Friedenspreises an einen echten Rüstungskonzern.

3sat hat "Peng!" in den vergangenen Monaten während der Vorbereitung ihrer Aktionen intensiv begleitet und blickt erstmals hinter die Kulissen der Aktivisten, beleuchtet Scheitern und Triumphieren im Kampf für ihre Sache.

Herausgekommen ist nicht nur ein Blick durchs Schlüsselloch, sondern auch ein Porträt zeitgenössischer Aktionskunst. Die Aktivisten von "Peng!" verstehen sich als Teil einer weltweiten Szene, die sich dem zivilen Ungehorsam verschrieben hat. Die Methoden und Techniken der einzelnen Akteure sind dabei sehr unterschiedlich, ihre Ziele teilweise deckungsgleich. Für viele "Peng!"-Mitglieder sind beispielsweise die "Yes Men" ein wichtiger Referenzpunkt, ähnlich wie der zu früh verstorbene Christoph Schlingensief oder auch die russische Punkrock-Band Pussy Riot. Mit dem "Zentrum für politische Schönheit" aus Berlin gibt es zwar zahlreiche thematische Berührungspunkte, doch trennt die Akteure ein unterschiedliches ästhetisches Selbstverständnis. Die dadurch aufgeworfene Frage, die sich auch in der Dokumentation stellt: Geht es bei politischer Aktionskunst mehr um den Zauber des Moments oder können virale Kampagnen tatsächlich nachhaltig wirken?

Die Dokumentation "Die Kunst der Provokation" von Thomas Lauterbach beobachtet die Aktivisten bei ihren geheimen Vorbereitungen und der Durchführung ihrer jüngsten Aktionen. Warum engagieren sie sich lieber in provokativen Inszenierungen als in politischen Parteien? Ist der Begriff der Kunst nur eine Art Feigenblatt für politischen Aktivismus und wo verläuft dabei die Grenze zwischen Kunst und Politik? Wie sehen diese jungen engagierten Aktivisten unsere Demokratie?

Bewertung

0,0   0 Stimmen