Die Kulturfisch-Revue

Die Kulturfisch-Revue

Überall wimmelt es nur so von großen und kleinen Fischen: den schönen und hässlichen, den geheimnisvollen und einfältigen, den poetischen und den platten. In der Fischrevue werden ihre schrillen und skurrilen Geschichten präsentiert: "Was zum Teufel ist Wasser?" ist eine existenzielle Frage zum Auftakt, gestellt von einem Goldfisch. Die Worte in den Mund gelegt hat ihm der Schriftsteller David Foster Wallace in seiner berühmten letzten Rede "Das hier ist Wasser". "Ne, ne, ne, de janze Tach im Wasser - dat künnt ich nit", sinniert ein Kölner zu Besuch bei großen Fischen im Aqualand.

Der Zuschauer erlebt die heiligen Karpfen in Abrahams Teich und leidet mit, wenn der Klapperfisch Billy Bone "I Will Survive" performt. Die Sendung lässt über die größte Sardine der Welt staunen, die in keine Dose passt. Und was die geheimnisvolle Wanderung der Aale mit dem Sultan von Jaipur zu tun hat, der des Nachts "einen Schwall Sterne trinkt", erfährt man aus Julio Cortázars Essay "Das Observatorium", präsentiert von Hanns Zischler. Der nimmt den Zuschauer immer wieder an die Angel, so auch mit Geschichten von "Meerwundern, Rotzfischen und anderen merkwürdigen Seethieren", wie sie von Immanuel Kant noch 1839 in seinen "Schriften zur physischen Geographie" beschrieben wurden.

Manchmal landet der Aal auch im Kornfeld oder unter dem Seziermesser von Sigmund Freud. Warum suchte der Vater der Psychoanalyse nach den Hoden des rätselhaften Tiers und fand stattdessen seinen "Phallusfisch"? Warum sah man im Mittelalter in Jesus Christus den "ersten Fisch" und unterlief Fischgebot und Fleischverbot zur Fastenzeit mit sogenanntem "Herrgottbescheißen"?

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