Die Krücke

Die Krücke

Deborah Dainton (Samantha Eggar) arbeitet als Porzellanspezialistin für das renommierte Londoner Auktionshaus Whittington. Die junge Frau stammt aus einer gut situierten, aufgeklärten Arztfamilie, ist attraktiv und kompetent. Aber eine schwere Polioerkrankung, die sie als Mädchen durchmachen musste, hat nicht nur ihr Bein, sondern auch ihren Geist gelähmt: Deborah wohnt zurückgezogen bei ihren Eltern Erica (Phyllis Calvert) und Douglas (Ferdinand Mayne); sie scheut die Menschen und hat, im Bewusstsein ihrer Behinderung, mit der Idee abgeschlossen, dass sie je eine Beziehung eingehen könnte. Bis sie auf einer Party den charmanten, bisher erfolglosen Maler Leigh Hartley (David Hemmings) kennenlernt, der ihr entschlossen Avancen macht. Deborah weist seine Annäherungsversuche zunächst zurück, doch Leigh bleibt beharrlich. Und schließlich gelingt es ihm, die introvertierte Frau aufzutauen. Deborah zieht bei Leigh ein, und in seiner Bohemewohnung an den Londoner Docks genießen die beiden eine unbeschwerte Zeit - so unbeschwert, dass Deborah schließlich sogar auf den Gehstock verzichtet, der sie ein Leben lang begleitet hat. Das Glück ist allerdings nicht von Dauer. Leigh, der offensichtlich untalentiert ist, muss seine Träume von einer Karriere als Künstler begraben. Um seine und Deborahs Zukunft zu sichern, schlägt er vor, ihren Arbeitgeber auszurauben - ein Coup, der von Leighs windigem 'Mäzen' Jack Foil (Emlyn Williams) geplant wurde, und bei dem Deborahs Insiderwissen eine zentrale Rolle spielt. Das Unternehmen gelingt. Aber im Verlaufe der polizeilichen Untersuchungen geht Deborah auf, dass Leigh sie monatelang getäuscht hat: Es scheint, als hätte er ihre Bekanntschaft nur gesucht, um ihre Position bei Whittingtons auszunutzen. Unterschwellige Spannung, erotische Andeutungen und psychologische Finesse: Das gut beobachtete, zurückhaltend inszenierte und sehr zeittypische Drama um eine junge Frau, die niemandem, am wenigsten sich selbst und den eigenen Gefühlen, traut, erinnert nicht von ungefähr an den ebenfalls von Winston Graham geschriebenen und von Hitchcock verfilmten Thriller 'Marnie'. Samantha Eggar ('Der Fänger') und David Hemmings ('Blow Up'), die 'heißesten' britischen Stars der ausgehenden 60er und bekannt für ihre Neigung zum Experiment, geben in den Hauptrollen außerordentlich differenzierte Vorstellungen.

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