Die Kornbrenner aus dem Münsterland

Die Kornbrenner aus dem Münsterland

Schon als Kind träumte Rüdiger Sasse davon, Kornbrenner zu werden: Weizen zu Schnaps brennen - so wie in seiner Familie schon elf Generationen vor ihm. Korn war im Münsterland ein Alltagsgetränk, das zu vielen Anlässen getrunken wurde, die Kornbrenner hatten ein gutes Auskommen. Doch dann kam der Korn aus der Mode - und 1986 stand die Traditionsfirma Sasse, wie viele alte Brennereien im Münsterland, vor dem Ruin. Aufgeben kam für Rüdiger Sasse nicht in Frage. Schließlich hatte seine Familie schon im 18. Jahrhundert das Geschäft mit hochprozentigem Alkohol entdeckt. Hauptberuflich waren sie damals Bauern, Bierbrauer und Schankwirte. Aber wenn das Bier mal schlecht wurde, brannten sie das vergorene Bier kurzerhand zu Schnaps. Geschäftstüchtig waren sie - und stiegen im 19. Jahrhundert zu einer der angesehensten und reichsten Familien in Schöppingen auf. Doch Ende des 20. Jahrhunderts waren die goldenen Zeiten vorbei: Ernst Sasse, Rüdigers Vater, hatte sich mit dem Bau einer neuen, größeren Produktionsanlage verspekuliert. Er musste seine Brennrechte verkaufen und die Alkoholproduktion einstellen - seine Familie blieb auf 1,2 Millionen Mark Schulden sitzen - ein Albtraum für das Familienunternehmen. "Wenn Sie mit Ihrem Vater bei der Hausbank sitzen und Ihnen gesagt wird, dass Sie jetzt die letzten Sicherheiten geben müssen, ist das ein beklemmendes Gefühl", erinnert sich Rüdiger Sasse. Er wollte sein Familienerbe zurückerobern. Auf die entscheidende Idee zur Firmenrettung stieß er durch einen Zufall: Bei einer Feier tauchte Ende der 1980er Jahre eine uralte Flasche "Sassekorn" auf. Theo Sasse, Rüdigers Großvater, hatte diesen Schnaps gebrannt. Und der war milder, roch anders und schmeckte besser als all das, was in den 1980er Jahren als Korn auf dem Markt war. Rüdiger Sasse ging dem Geheimnis dieses Geschmacks auf den Grund. Er fand heraus, dass sein Großvater seinen Korn in alten Eichenfässern gelagert hatte. Das war der entscheidende Unterschied zur längst üblichen billig produzierten Massenware in Metalltanks. Das wollte der Junior auch versuchen - und erntete Kopfschütteln in der Branche. Rüdiger Sasse ließ sich nicht beirren, experimentierte zehn Jahre lang, ließ den Korn in ehemaligen Cognacfässern langsam reifen. 1996 war es geschafft: Gemeinsam mit seinem Vater konnte er die Brennerei Sasse wieder eröffnen.

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