Die Jagd nach Land
Boden ist ein traditionsreiches Gut und seit Menschengedenken Quelle unserer Ernährung. Doch vor allem seit der Wirtschaftskrise 2008 entwickelt sich eine neue, globale Tendenz der Ausbeutung. Nun drängt sich auch Kapital aus der Finanzwelt massiv in Acker- und Grünland, denn Anleger suchen mehr denn je nach Investitionen, die eine sichere Rendite bringen - und Agrarflächen bieten dieses Potenzial. Nutzbare Flächen haben sich auf der ganzen Welt seit den 60er Jahren halbiert - gleichzeitig wächst die Weltbevölkerung und braucht Lebensmittel. Bei schrumpfendem Angebot steigt die Nachfrage exponentiell. Eine fantastische Investitionsmöglichkeit und 'ein Makrotrend, der sich hier für Investoren erschließt', erklärt Detlef Schön, CEO der Agrofonds von Aquila Capital. Welche gesellschaftlichen Folgen hat das Eindringen der Finanzwelt in die Landwirtschaft nicht nur global, sondern auch in Deutschland? Ist das Geschäft mit dem Land überhaupt ethisch vertretbar? Und: Gibt es einen möglichen Ausweg? Seit 2008 ist auch das Leben der kleinen bäuerlichen Betriebe vor allem in den neuen deutschen Bundesländern zunehmend härter geworden: 'Fremdkapitalinvestoren kaufen seit der Wirtschaftskrise jeden einzelnen Hektar - dadurch, dass sie ihr Geld nicht aus der Landwirtschaft verdienen müssen, sondern Kapital von Anlegern investieren, sind sie liquider als wir und können in großem Umfang Land kaufen und pachten. Mittelfristig wird das zum Ende der kleinen familiengeführten Betriebe führen', sagt Carlo Horn, Landwirt aus einer uralten Bauernfamilie und Berater von Ökobetrieben. Sein Ziel ist es - im Gegensatz zum Finanztrend - die kleinen bäuerlichen Betriebe am Leben zu halten, denn das Land solle den Bauern aus der Region gehören, glaubt er, nur so 'bleibt die Wertschöpfung dort. Wenn das Geld, das mit der Landwirtschaft verdient wird, aus der Region rausgeht, haben die Einwohner nichts davon.