Die Handwerker Gottes

Er ist der Hüter des Domschatzes und der stille Wächter im Kirchengebäude - Arnold Riel, der Küster im Mainzer Dom. Sein Arbeitstag beginnt morgens um 5.50 Uhr zur ersten Messe in der Seitenkapelle. An Fronleichnam ist alles anders: Es ist eines der höchsten Feste im katholischen Kirchenjahr und an diesem Tag herrscht Hochbetrieb im Gotteshaus. Arnold Riel hat alle Hände voll tun. In der Sakristei bereitet er die liturgischen Geräte für den Altar vor und legt die Messgewänder so aus, dass der Kardinal und das Domkapitell nur noch hineinzuschlüpfen brauchen. Wenn um zehn Uhr der Gottesdienst beginnt, ist der Küster voll konzentriert. Der Alltag fällt von ihm ab, er lässt alle Gedanken hinter sich und hat nur noch im Sinn, die heilige Messe auf dem Monitor aufmerksam mitzuverfolgen. Auch wenn zur Predigt die Glocken läuten, hat er seine Finger im Spiel. Bevor Arnold Riel Küster wurde, war er Schriftsetzer und Zeitsoldat. Er arbeitete im Werkschutz zur Überwachung des Kernkraftwerks in Neckarwestheim und verkaufte Versicherungen bei der Allianz. Alles Stressjobs, mit wenig Freiraum und enormem Erfolgsdruck. Vor 15 Jahren bewarb er sich auf die Küsterstelle in Mainz und fand seinen Traumberuf. So ist er als Quereinsteiger in den Beruf hineingerutscht und seitdem für den reibungslosen Ablauf der Gottesdienste im Mainzer Dom verantwortlich. Bei den normalen Gottesdiensten kennt er die Vorgänge in- und auswendig. Doch bei außergewöhnlichen Festen, wie an Fronleichnam wird der Einzug des Kardinals in die Kirche und die feierliche Prozession jedes Jahr neu gestaltet und mit allen Beteiligten vorher abgesprochen. Der Domkapellmeister koordiniert die Chöre und die Dombläser, der bischöfliche Zeremonienmeister kümmert sich um die liturgischen Abläufe, die Handwerker des Dombauamtes legen die Teppiche aus und schmücken den Altar. Arnold Riel weiß genau, wer an diesem Tag was zu tun hat. Erst durch das Zusammenwirken aller nimmt das Fest im Dom Gestalt an.