Die Großstadtschäferin

Die Großstadtschäferin

'Schafe sind die besseren Menschen', sagt Kerstin Doppelstein. Die 35-Jährige muss es wissen, sie ist Schäferin. Im Süden von Leipzig pflegt sie mit ihren 400 Tieren die Deiche, den trockenen Elsterstausee und allerlei Flächen am Cospudener See. Das fünfte Jahr nun schon, und dieses ist das entscheidende: Endlich soll es sich rechnen - sonst muss Kerstin Doppelstein umsatteln. Die 35-Jährige hat Biologie studiert, hatte gar eine Promotionsstelle an der Uni Leipzig. Doch dann entschied sie sich für die Schafe und gegen den Schreibtisch. Die Großstadtschäferin mag dieses einfache Leben, auch wenn es oft hart ist. Ihre Woche kennt keine Ruhe, der Arbeitstag beginnt um halb acht und endet nicht vor elf in der Nacht. Ihr Leben ist bescheiden bis zur Selbstausbeutung. Geld für die Landschaftspflege der Schafe bekommt Kerstin Doppelstein erst im Herbst, bis dahin muss sie irgendwie über die Runden kommen. Die junge Schäferin hat einen Plan, sie weiß ganz genau, was sie in welcher Zeit geschafft haben muss. Der Plan ist eng und richtig böse wird es, wenn - wie so oft - etwas dazwischen kommt: Der Winter 2013 war hart und lang, sie hatte kein Futter mehr für die Schafe. Fast 7.000 Euro hat sie für Heu ausgegeben. Geld, das nun an anderen Enden fehlt. Rabenvögel töten im Frühjahr fast 20 ihrer Lämmer. Anfang Juni bleibt auch sie von der Flut nicht verschont. Sie musste die Deiche räumen, die Herden schnell woanders unterbringen. Das Wasser vernichtet das beste Futter, Notlösungen müssen her. Irgendwie schafft es Kerstin Doppelstein in dieser hektischen Zeit auch noch, mit den Schafen wissenschaftlich zu arbeiten. Für das Projekt 'Hutewald' mit dem Leipziger Stadtforst gibt es im Sommer den sächsischen Umweltpreis - Anerkennung, die so wichtig für sie ist. Der Film von Katharina Oeppert begleitet ein Jahr lang die Großstadtschäferin - ein Leben voll harter Realität und wenig Romantik. Ein Leben, das viel abverlangt: Kraft, Leidenschaft und Willen.

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