Die Geschichte der Adèle H.

Die Geschichte der Adèle H.

Mitte der 70er Jahre richtete François Truffaut seine Aufmerksamkeit verstärkt auf die Besessenen, die von einer unerfüllten, übergroßen Leidenschaft Getriebenen. In seinem Spätwerk wurden sie zu seinen bevorzugten Protagonisten. Exemplarisch dafür ist der Film "Die Geschichte der Adèle H.", den Truffaut 1975 nach einer zweijährigen Schaffenspause vollendete. Basierend auf den verschlüsselt geschriebenen Tagebüchern Adèles, der jüngsten Tochter Victor Hugos, erzählt Truffaut einfühlsam die Geschichte einer tragischen, einseitigen Amour fou. Der Regisseur, der selbst einen kurzen Cameo-Auftritt hat, fokussiert weniger auf den melodramatischen Charakter der Geschichte - Primat der Leidenschaft versus Rücksicht auf gesellschaftliche Normen -, sondern lässt sich ganz und gar auf den Wahn seiner Protagonistin ein. So entsteht ein von Anteilnahme und Verständnis geprägtes Bild einer verlorenen Seele.

Isabelle Adjani kam durch die Rolle der obsessiven und zugleich zerbrechlichen Adèle zu einer Oscarnominierung und internationalem Ruhm. Den psychisch labilen Figurentypus sollte sie später zu ihrem Markenzeichen machen, zum Beispiel als Eliane in "Ein mörderischer Sommer" (1983) und in der Titelrolle von "Camille Claudel" (1988). Die Kamera führte Truffauts bevorzugter Kameramann Néstor Almendros, dessen Arbeit in Terrence Malicks Meisterwerk "Tage des Himmels" (1978) mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

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