Die Finsternis

Die Finsternis

Im September 1944 macht sich ein seltsamer Tross auf den Weg von Südfrankreich in Richtung Osten: Mit Lkws voller Akten, Autos voller Minister und 500 Mann Miliz wird die komplette französische Vichy-Regierung unter Marschall Pétain in das Deutsche Reich evakuiert. Ihr Ziel ist Sigmaringen. Das dortige Stammschloss der Hohenzollern wird zum eigenartigen französischen Regierungssitz der Kollaborateure. Ein Staat ohne Territorium, flankiert von deutschen, japanischen und italienischen Botschaften, bevölkert von über tausend prominenten Kollaborateuren und deren Familien. Doch während im Schloss eine Operettenregierung waltet, herrscht in den überfüllten Quartieren der Kleinstadt ein Inferno aus Krankheit, Kälte, Hunger und Tieffliegerangriffen. Am Bahnhof werden nachts schwer Verwundete aus den Lazarettzügen abgeladen. Die französischen Kollaborateure bleiben bis zum April 1945 an diesem finsteren Ort. Unter ihnen ist der Arzt und Schriftsteller Louis-Ferdinand Céline, der 1932 mit seinem ersten Roman "Reise ans Ende der Nacht" Weltruhm erlangt hat und sich später mit antisemitischen Pamphleten kompromittierte. Er hat die Zeit in Sigmaringen in seinem Buch "Von einem Schloss zum andern" beschrieben. Doch "Céline bildet nicht die Wirklichkeit ab, sondern die Halluzination, die sie hervorruft", schreibt André Gide über den Roman.

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