Die Fahne der Freiheit
Anfang des 19. Jahrhunderts, im Cilento, in einem malerischen Dorf Süditaliens: Gelbe Flammen und graue Rauchschwaden verwischen das Bild. Grobe Wachen treiben Menschenmassen ins Freie. Es sind arme Leute, vor allem Bauern, die aus ihren Häusern vertrieben werden. Manche wehren sich mit Gewalt, rufen, schreien, ein Aufstand wird niedergeschlagen. Und dann drei junge Männer, die hastig durch die hügelige Landschaft laufen, über grüne Wiesen, durch die Straßen des kleinen Städtchens, immer weiter. Salvatore, Angelo und Domenico werden nicht zur Ruhe kommen, das ist der Anfang einer Revolution. Gründe für eine radikale Umwälzung gibt es genug: Die Unterdrückungsmaschinerie der Bourbonen regiert das Land, das Gefälle zwischen Bitterarmen und Reichen ist überall gegenwärtig im zersplitterten Italien des 19. Jahrhunderts. In Klassen getrennt sind auch die drei Freunde: Während Angelo und Domenico aus wohlhabenden Patrizierfamilien stammen, ist Salvatore Sohn eines einfachen Bürgerlichen, eines Ölmüllers. Die drei jungen Männer haben viel gelesen und studiert. 'Das Junge Italien', eine Gruppe junger Revolutionäre, hat sie hellhörig werden lassen. In ihren Augen verheißt sie, den Weg zur Wiedervereinigung Italiens. Der Gründer - Giuseppe Mazzini - wird zu ihrer Ikone, in feierlicher Festtagsstimmung schließen sie sich der Bewegung an. In Savoyen wird eine Revolte vorbereitet, Domenico und Angelo beschaffen in Paris Geld und bringen es nach Turin, wo Salvatore es verstecken soll. In Paris lernen Domenico und Angelo die Prinzessin Cristina di Belgiojoso kennen, eine glühende Patriotin, die den beiden jungen Männern aus dem Cilento helfen will. Salvatore wird von Mazzini nach Genf eingeladen, der ihm einen Dolch gibt, mit dem der Verschwörer Antonio Galenga den König von Piemont, Carlo Alberto, ermorden soll. Zwischen Angelo und Cristina entwickelt sich eine Liebesbeziehung; Salvatores Frau erwartet ein Kind. Derweil ebbt der revolutionäre Elan ab, und der Attentäter Galenga scheint von der Erdoberfläche verschwunden. Salvatore ist von diesen Entwicklungen zunehmend verstört. Der Aufstand endet mit einer herben Niederlage für Mazzinis Anhänger. [ARTE Zusatz] Mario Martone thematisiert in seinem Epos die inspirierenden wie dunklen Seiten der italienischen Befreiungsbewegung, des Risorgimento. Vier Kapitel widmen sich der langen Phase der Vereinigung Italiens. Und drei junge Männer, deren Lebensgeschichten gezeichnet sind von einem schmerzhaften Wechselspiel zwischen Verschwörungsmissionen und Revolten, Opferbereitschaft und Angst, Gefängnis und Geheimnis, Idealismus und Desillusion. Lebensläufe, die zwar laut dem Regisseur frei erfunden sind, jedoch eng mit der Geschichte Italiens und ihren Fakten verbunden sind und in denen sich die konfliktbeladene Geburt des Landes, der scheinbar unheilbare Bruch zwischen Nord- und Süditalien, widerspiegelt. Martones 'Die Fahne der Freiheit' fand viel Beachtung bei der Premiere auf dem Filmfestival in Venedig 2010. Das Verhältnis zwischen weltweiten Terrorakten und dem Wunsch nach nationaler Unabhängigkeit inspirierte Mario Martone die Geschichte Italiens zu hinterfragen. Das aufwendige Drama ist geprägt von Martones Karriere als Theaterdirektor und Intendant, klassische Musik begleitet die Tragik, selbst vor dem Bildschirm fühlt sich der Zuschauer in eine samtene Loge versetzt. Mario Martone, 1959 geboren in Neapel, schreibt für Theater und Kino. Er begann seine Karriere 1977 im Theatermilieu, mit der von ihm ins Leben gerufenen Gruppe Falso Movimento inszenierte er Stücke, die Musik, Kino und visuelle Kunst in sich vereinen. Es folgten zahlreiche Inszenierungen und Dokumentationen, unter Letzteren findet sich unter anderem die bekannte Verfilmung 'Caravaggio - L'ultimo Tempo' (2004). Im selben Jahr erschien auch sein aktuellster Film 'L'odore de Sangue'. Für seine Kinofilme erhielt er neben anderen Preisen zwei David di Donatello-Auszeichnungen und eine 'Nastro d'argent'-Prämie. Seine Leide