Die Erfahrung der Welt

Die Erfahrung der Welt

Auf der Kohlenstraße, die von den Bergwerken der nordchinesischen Provinz Shanxi bis zur Hafenstadt Tianjin führt, sind Tag und Nacht voll beladene Hunderttonner unterwegs. Gesteuert werden sie von ungelernten Arbeitern, die oft wochenlang von ihren Familien getrennt sind. An den Straßenrändern tummeln sich Polizisten, Kleinkriminelle, Automechaniker und Prostituierte, mit denen die Trucker die Nächte verbringen, bevor sie ihre Fahrt über Berge und Täler fortsetzen. Die Unfallquellen sind zahlreich und die Fahrer übermüdet. Alle arbeiten bis zum Umfallen, denn die Kohle ist ihre Existenzgrundlage. Doch nur wer gute Ware abliefert, kann mit einem bescheidenen Gehalt rechnen. Befindet sich ein zu hoher Anteil an sogenanntem Nebengestein in der Kohle, ist die gesamte Ladung wertlos und muss zurückgekarrt werden. Wenn es den Fahrern schließlich gelingt, ihre Fracht für eine Handvoll Yuan im Hafen zu verkaufen, rufen sie per Handy ihre Frauen an, die irgendwo entlang der Strecke in baufälligen Behausungen wohnen. Dann fahren sie sofort wieder zurück in Richtung Kohlemine. Die französisch-chinesische Produktion 'Kohle für Kohle' gibt einen tiefen Einblick in die gegenwärtige Realität des 'sozialistischen Kapitalismus' und zeigt Aspekte seines Funktionierens auf unterster ökonomischer Ebene. Die Lkw-Fahrer sind zugleich Händler, auf sich selbst gestellte, übermüdete Entrepreneure, die nach langen nächtlichen Fahrten auf staubigen Straßen in endlosen Preisverhandlungen landen. Das Kohlegeld zirkuliert durch alle Bilder dieses Films und es scheint, als komme es nie zu einem Stillstand.

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