Die deutsch-französische Atom-Spaltung

Die deutsch-französische Atom-Spaltung

Es ist eine gespenstische Szene spätabends am Bahnhof in Rémilly. Elf weiße Castoren mit deutschem Atommüll stehen im Dunkeln am Bahnhof des französischen Örtchens. Kommt man ihnen näher, ist ihre Hitze zu spüren. Nur 30 Meter entfernt kicken ein paar Männer auf der Sportanlage. 'Angst?', entgegnet eine Anwohnerin, 'Angst haben die Deutschen, und darum protestieren sie ständig. Aber woher wir unseren Strom nehmen sollen, das sagen sie uns nicht.' Ein französischer Atomexperte und ein deutscher Anti-Atom-Aktivist reisen getrennt durch die Atomlandschaften Deutschlands und Frankreichs. Diplomingenieur Arsene Auguste Saas hat jahrzehntelang gemeinsam mit seinen deutschen Kollegen die Nutzung der Kernenergie entwickelt und vorangetrieben. Zweimal im Monat fliegt er aus der Provence nach Bonn und berät als Atommüll-Experte das Bundesumweltministerium. Nun wundert er sich über die Deutschen, die nach Fukushima nicht schnell genug abschalten können. Damit riskieren sie aus seiner Sicht durch einen Verlust an Kompetenz ein Sicherheitsrisiko bei der Abwicklung der Atomkraft. Markus Pflüger dagegen hofft, dass sich auch die Franzosen von der Nuklearenergie abwenden. Immerhin wird das Thema im laufenden Präsidentschaftswahlkampf aufgegriffen. Seit Jahren engagiert sich der Familienvater auf beiden Seiten des Rheins gegen die Atomkraft. Beim Protestieren gegen die jüngsten Castortransporte erlebt er auch auf französischer Seite heftige Proteste. Für die breite Mehrheit der Franzosen jedoch dominiert der Glaube, den Umgang mit der Kernenergie im Griff zu haben. Für den deutschen Aktivisten ein gefährlicher Irrglaube. Das Wissen über die Nutzung von und den Umgang mit der Atomenergie im jeweiligen Nachbarland ist sowohl bei den Franzosen als auch bei den Deutschen sehr gering. Die Erlebnisreise der beiden Protagonisten soll verstehen helfen, wie der Nachbar beim umstrittensten Thema dieser Jahre denkt und fühlt.

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