Die Bibliothek von Exeter von Louis I. Kahn

Die Bibliothek von Exeter von Louis I. Kahn

Die 1971 fertiggestellte Bücherei der kleinen Phillips Exeter Academy im US-amerikanischen New Hampshire ist ein Tempel der Lektüre. Geschaffen wurde sie vom Architekten Louis I. Kahn, der sich bei der Planung eine Aufgabe gestellt hatte: Alle Leser sollten an eigenen kleinen Schreibtischen aus Eichenholz sitzen und durch nahe Fenster vom Tageslicht profitieren. So entstanden viele kleine "Räume im Raum", wie der Architekt es selbst formulierte - an allen vier Fensterseiten des blockartigen Gebäudes, auf allen acht Etagen. Ein ungewöhnlicher Lesesaal! Die Bücher sind nicht weit; sie stehen im Halbdunkel auf der inneren Seite der Lesegalerien auf Metallregalen, welche die ganze Höhe des Gebäudes einnehmen. Türen gibt es keine, was den sofortigen Zugriff auf alle Bücher gewährleistet. In der Mitte des Gebäudes erstreckt sich bis in den sechsten Stock das riesige, lichtdurchflutete Atrium. Mit seiner Höhe, seiner Dekoration aus Holz und Beton und seinen Lichtspielen ist das Atrium ein regelrechtes Werk im Werk - ein Meisterstück der Geometrie und die Erfüllung aller architektonischen Ambitionen Kahns. Lesesäle, Atrium und Bücherlager liegen nah beieinander, fungieren aber als ganz eigene Räume, was durch unterschiedliche Baumaterialien veranschaulicht wird. Der Aufbau der Bücherei ist klar und sofort ersichtlich; die drei Gebäudeteile sind ineinandergefügt wie eine Matrjoschka. Zusammen ergeben sie eine Struktur, deren Elemente sich gegenseitig stützen. Mit ihren klaren Formen und ihrer ungewöhnlichen Geometrie ist das architektonische Meisterwerk auch eine Hommage an das Zeitalter der Aufklärung: an Lesen, Wissen und Vernunft.

Bewertung

0,0   0 Stimmen