Diagnose: Akute Unterversorgung - Landärztemangel in der Provinz

Die medizinische Versorgung auf dem Land wird immer schwieriger. Immer weniger Ärzte müssen sich um immer mehr Kranke kümmern. Oft sind Arbeitstage von bis zu 14 Stunden die Regel. Auch an Ruhestand ist nicht zu denken, denn niemand will aufs Land. Potenzielle Käufer für eine frei werdende Arztpraxis sind Mangelware. Allein in Schleswig Holstein wird sich die Zahl der Hausärzte von 2009 bis 2015 halbieren. Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr von der FDP hat die Bekämpfung des Landärztemangels zur 'Chefsache' erkoren. Erste Vorschläge: Etwa die Abschaffung des 'Numerus Clausus', um den Zugang zum Medizinstudium zu erleichtern. Dr. Johann Kielholz ist seit fast 30 Jahren Landarzt. Im Kreis Dithmarschen in Schleswig Holstein hat er sich in den 80er-Jahren eine Praxis aufgebaut - ganz alleine mit einem großen Kredit. Doch der Beruf hat sich geändert. 'Heute muss ich Klempner, Pfarrer und Landarzt zugleich sein', sagt Kielholz. Er ist über 12 Stunden täglich für seine Patienten da. Sprechstunde in der Praxis, Hausbesuche und abends wieder Sprechstunde. Kielholz ist es besonders wichtig, den persönlichen Kontakt zu seinen Patienten zu pflegen. Ans Aufhören kann der 60-Jährige nicht denken. Weit und breit ist kein Nachfolger in Sicht. Und so werden seine Patienten die Leidtragenden sein wenn Dr. Kielholz einmal nicht mehr praktiziert. Nicola Ehmke ist Schleswig Holsteins jüngste Landärztin. Eine richtige Exotin. Aus der Hauptstadt Berlin ist sie an die Ostküste nach Damp gekommen und hat dort ihre eigene Praxis eröffnet. 'Ich wollte einen abwechslungsreichen Beruf haben. In meiner Praxis kommt alles vor: von der Schnittverletzung bis zum Herzinfarkt.' Doch leider sind so junge Ärzte und Ärztinnen die Ausnahme. Das hat auch die Kassenärztliche Vereinigung erkannt und geht regelmäßig auf die Pirsch um Nachwuchs für den Beruf des Landarztes zu gewinnen. Denn wenn Alleskönner wie Dr. Johann Kielholz einmal aufhören, droht eine riesige Lücke in der Versorgung.