Deutschland, eilig Vaterland

Deutschland, eilig Vaterland

Nach 20 Jahren erscheint die Deutsche Einheit am 3. Oktober 1990 wie eine zwangsläufige Folge des Mauerfalls nur elf Monate zuvor, wie ein politischer Durchmarsch ohne nennenswerte Gefahren und Hindernisse. Doch begann schon in der Nacht der großen Euphorie, an jenem historischen 9. November '89, hinter den Kulissen das Bangen der Mächte um den Frieden. Konnte allein schon der Mauerfall zu einer Eskalation führen, war spätestens mit diesem Ereignis die gesamte europäische Sicherheitsarchitektur der einst bipolaren Welt eingerissen - mit keineswegs in jeder Hinsicht absehbaren Folgen. Wie konnte ein deutscher Einigungsprozess aussehen, ohne dass er die internationale Annäherung und Entspannung gefährdete? Genau 329 Tage dauerte der politische Prozess vom Fall der Mauer bis zum Tag der Deutschen Einheit. Die Deutschen konnten über ihr Schicksal nicht alleine befinden. Sie brauchten die Zustimmung der ehemaligen Siegermächte des Zweiten Weltkrieges, der USA, Großbritanniens, Frankreichs und der Sowjetunion. Unter ihnen herrschte anfangs keineswegs Einklang: Der sowjetische Präsident Gorbatschow war zunächst ein entschiedener Gegner der deutschen Einheit, die Regierungen in London und Paris wollten die Einigung allenfalls in Etappen und nicht so schnell. Auch die USA stellten eine Bedingung: Das vereinte Deutschland sollte auf jeden Fall Mitglied der NATO sein. Wie war das vereinbar? Der Film zeigt anhand neuester Forschung, wie groß die Vorbehalte bei den europäischen Partnern tatsächlich waren und wie berechtigt die Sorge um die Stabilität der Sowjetunion und ihrer Führung. Dass ein Putsch die noch junge Ära Gorbatschow, die Reformen, die Öffnung nach Westen schlagartig beenden konnte und damit auch den Traum vom 'einig Vaterland', hielt auch die Bonner Regierung damals in Atem.

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