Deutsche in Sibirien

Deutsche in Sibirien

Ein deutsches Dorf feiert 2008 im fernen Sibirien sein 100-jähriges Bestehen. Protassowo ist eins von 16 deutschen Dörfern in der westsibirischen Steppe. Mennonitische Siedler gründeten die kleinen Orte und machten das Land urbar. Seit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kamen dann viele andere Russlanddeutsche hinzu, die hierhin verbannt worden waren. Neben Hochdeutsch und Russisch sprechen viele Menschen hier noch Plautdietsch, ein niederdeutscher Dialekt, der sich im 16. und 17. Jahrhundert im westpreußischen Weichseldelta herausgebildet hat und heute weltweit von allen Mennoniten gesprochen wird. Die Vorfahren von Jelisaweta Töws kamen aus der Ukraine, aus dem Kaukasus und von der Wolga. Jelisaweta ist Lehrerin in der Mittelschule in Protassowo. Ihr Tag ist lang und arbeitsreich. Frühmorgens melkt sie ihre Kuh 'Malutka' und füttert ihre vier Schweine, erst dann geht es in die Schule. In Sibirien muss man als Lehrerin auch Bäuerin sein. Trotz des schweren Lebens kommt für Jelisaweta eine Ausreise nach Deutschland nicht infrage. Sie hat sich hier wie sie sagt ihr Leben schon verdient. In Deutschland müsste sie noch einmal von vorne anfangen. Ganz anders ist es der Melkerin Mina Schemberger ergangen. Anfang der 1990er-Jahre wanderte sie mit der ganzen Familie nach Deutschland aus. Sie fanden dort Arbeit und ein neues Leben. Doch am Ende kehrten sie wieder nach Sibirien zurück. Es fehlte ihnen im Winter der Schnee, im Sommer die saubere Luft und - vor allem - die Freiheit.

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