Derrida oder der Mut zum Denken

Derrida oder der Mut zum Denken

DokumentarfilmFrankreich  

Wer sich für Derrida interessierte, fand bei der Recherche lange Zeit zwar zahlreiche Werke und Denkanstöße, die zu handfesten Konzepten führten. Jedoch erschienen erst mit der Zeit Texte in Ich-Form, Interviews oder Fotos des Philosophen. Aus diesen Spuren lässt sich, wenn auch keine Autobiografie, doch die Weltanschauung eines Mannes rekonstruieren, die durch einschneidende Ereignisse seines Jahrhunderts geprägt wurde.
So etwa durch seine Kindheit in der damals französischen Kolonie Algerien. Dort wurde Derrida 1930 als Sohn eines jüdischen Weinhändlers geboren und schon in der sechsten Klasse begeisterte er sich für Rousseau und Nietzsche. Doch als die antisemitischen Verordnungen 1942 in Kraft traten, wurde der Zwölfjährige vom Unterricht ausgeschlossen.
Von Algerien zog es ihn nach dem Krieg nach Frankreich, denn als Abiturient erfuhr Derrida durch das Programm von Radio Algier, dass Pariser Hochschulen Philosophen ausbilden. Sein Berufswunsch war somit klar, und er schlug sich mit dem Schiff erst nach Marseille durch und dann weiter in die Hauptstadt. Dort veröffentlichte er 1962 sein erstes Werk und nur fünf Jahre später gelang ihm der große Durchbruch, als er in kurzen Abständen drei wegweisende Schriften publizierte: "Grammatologie", "Die Stimme und das Phänomen" sowie "Die Schrift und die Differenz".
Ein Philosoph, der mit der Dekonstruktion als Konzept neue Lektüre- und Analyseverfahren von Texten prägte und dabei den Mut zum Denken forderte. Auch inspirierte er Woody Allen zum Filmtitel "Deconstructing Harry" (1997) und wurde von Comic-Autoren selbst zum Helden gemacht.

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