Der unheimliche Diktator

Der unheimliche Diktator

Dunkle Sonnenbrille, bürstenartig nach oben toupierte Haare, Plateausohlen - hat Kim Jong Il nur seinen eigenen unverwechselbaren Look kreiert oder will er größer wirken? Denn Nordkoreas Diktator misst nur knapp 1,60 Meter. Geboren sei er am Fuß des heiligen Berges Paektu, heißt es in der offiziellen Vita, doch in Wahrheit kam er in einem Ausbildungslager nahe der russischen Stadt Chabarowsk zur Welt. Sein Bild ist in Nordkorea allgegenwärtig, es hängt in jeder Amtsstube, in jedem Klassenzimmer und in jedem Krankenhaus. Ebenso wie sein Vater hat es der nordkoreanische Diktator Kim Jong Il verstanden, sich schon zu Lebzeiten zur Legende zu stilisieren. Mit grotesk anmutendem Personenkult und eiserner Faust regiert er Nordkorea seit 1998. So wie er das Amt von seinem Vater Kim Il Sung in quasi dynastischer Folge übernommen hat, bereitet er nun seinen jüngsten Sohn Kim Jong Un auf die Nachfolge vor. Die Dokumentation von Anthony Dufour zeigt seltene Aufnahmen aus chinesischen, russischen und südkoreanischen Archiven, die in der Gesamtschau das Bild einer schillernden Persönlichkeit mit bizarren Facetten zeigt, die jedoch alles andere als verrückt ist. Im Gegenteil: In Experten-Interviews wird deutlich, dass die nukleare Drohkulisse, mit der Nordkoreas 'Geliebter Führer', wie er sich gern nennen lässt, die Welt in Angst und Schrecken versetzt, durchaus ihren Zweck erfüllt. Immer wieder richtet der Westen den Blick auf das kleine, wirtschaftlich völlig unbedeutende Land, das nur durch seine Atomwaffen als Player der Weltpolitik ernst genommen wird. Das vielschichtige Portrait zeigt einen Mann mit vielen Gesichtern. Einen, der seinem geschundenen Land einen prominenten Platz auf der 'Achse des Bösen' gesichert hat.

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