Der Tick als Kunst

Der Tick als Kunst

Pascal Tassini, der sympathische Knotenmann ist der Star im belgischen Atelier Créahm - und der Star dieses Films. Pascal Tassini spricht mit den Händen und ist damit so geschickt wie ein Zauberkünstler. Worte fallen ihm schwer. Unermüdlich knotet er Stoffstreifen zu knäuelförmigen Objekten. Im Inneren der Objekte versteckt er seine Schätze. Mit viel Glück bekommt man einen davon zu sehen, einen goldenen Bischofsstab etwa. Seit einiger Zeit knotet Pascal Tassini auch Kopfbedeckungen für seine künftige Braut. Diese Objekte sind mysteriös und kolossal. Tassini will heiraten und seine Ausdauer in Herzensdingen ist unendlich. Ebenso unermüdlich ist die Japanerin Yayoi Kusama, die Königin der Punkte. 83 Jahre ist sie alt. Ein Leben lang leidet sie unter Halluzinationen. Schon als junge Frau sah sie dieses merkwürdige Netz vor sich, von dem Teile verborgen blieben. Seitdem malt sie Punkte. Um sich vor ihren Wahnvorstellungen zu schützen, entwickelt sie ihre Technik der Selbstauslöschung. Sie bemalt Räume und Körper mit Punkten, auch sich selbst. Die Punkte helfen ihr zu überleben - die Punkte machen sie weltberühmt. 'Wenn ich eines Tages alt und krank und tot bin in 200 oder 500 Jahren, möchte ich immer noch Bilder malen' sagt sie, 'auch wenn ich wiedergeboren werde, möchte ich Künstlerin sein, wieder und wieder.' George Widener, das Zahlengenie, lebt zurückgezogen in North Carolina. Er kann Kalenderdaten sehen, verschiebt und überlagert sie zu eigenwilligen Mustern. Lange hat er seine Spielereien versteckt, besonders in der Zeit, als er auf der Straße lebte. Heute muss er das nicht mehr. Seine Kunst ist begehrt. Obwohl er sie gar nicht für Menschen macht, sondern für die Maschinen der Zukunft. Widener ist überzeugt, dass 2045 intelligente Maschinen die Macht übernehmen werden, und diese Maschinen, so hofft er, endlich seine Spielereien verstehen werden. Um das zu erleben, schläft er nachts unter einem Sauerstoffzelt mit Höhenluft. Sein persönliches Anti-Aging-Programm.

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