Der taumelnde Kontinent - 1900-1914

Der taumelnde Kontinent - 1900-1914

Jugendkultur, Fitness, Burnout, Globalisierung der Nahrungsströme, Medien, die Politiker ins Straucheln bringen - vieles von dem, was man für typische Kennzeichen der Gegenwart hält, hat es schon vor über 100 Jahren gegeben, vor 1914, vor dem Ersten Weltkrieg. Es war eine Zeit des Aufbruchs, sagt der Historiker Philipp Blom in seinem Buch 'The Vertigo Years', das unter dem Titel 'Der taumelnde Kontinent' auf Deutsch erschienen ist. 'Alles', schreibt Blom, 'was im 20. Jahrhundert wichtig werden sollte, das entfaltete zwischen 1900 und 1914 erstmals seine Massenwirkung oder wurde sogar dann erfunden.' In den ersten 15 Jahren des 20. Jahrhunderts wurde vorgebildet, was später das 20. Jahrhundert ausmachte - vor allem eine ungeheure Beschleunigung in allen Lebensbereichen, die eine Verunsicherung der Menschen mit sich brachte, Unbehaustheit, transzendentale Obdachlosigkeit, Entfremdungsgefühle: alles wesentliche Charakteristika der Moderne. Ebenso begannen in dieser Zeit der Siegeszug der Technik, der Maschine - und die Defensivstrategien, mit denen viele Menschen, vor allem Intellektuelle und Künstler, auf die sich so rasant verändernde Welt reagierten. Niedergangs-Diskurse, Antisemitismus, spirituelle Erneuerungen, Radikalisierung und Formzertrümmerung in den Künsten: Das alles waren Reaktionen auf die Modernisierung. Die dreiteilige Reihe 'Der taumelnde Kontinent' blickt bewusst nicht nur auf das prägende Ereignis des Ersten Weltkriegs, dessen Beginn sich 2014 zum 100. Mal jährt, sondern stellt die Zeit von 1900 bis 1914, in der Europa rast und taumelt, in den Fokus der Betrachtung. 'Der taumelnde Kontinent' zeigt die Umbrüche dieser Zeit und zeichnet ihre Auswirkungen auf unsere heutige Welt nach. Der dritte Teil analysiert die Entstehung der modernen Massen Gesellschaft, die Auflösung gesellschaftlicher Schranken und die Entwicklung einer Kommunikationsgesellschaft. Als nächsten Beitrag der Themenwoche 'Europa am Abgrund' zeigt 3sat am Dienstag, 21. Januar, um 20.15 Uhr den Fernsehfilm 'Margarete Steiff'.

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