
Der Schnapsbrenner vom Funtensee
Nationalpark Berchtesgaden, sieben Uhr: Spiegelglatt liegt der Königssee im Morgennebel, als das erste Boot hinausfährt. Am Steuer: Forstarbeiter Thomas. Es ist ihm eine Ehre, den Schnapsbrenner Hubert Ilsanker ans andere Ufer zu bringen. Hubsi, wie ihn seine Freunde nennen, ist der einzige Bergbrenner, der in den Alpen noch hoch oben Enzianwurzeln sucht und ausgräbt, um sie dann vor Ort in einem wochenlangen Prozess zu Schnaps zu verarbeiten. Damit versteht er sich als Bewahrer einer jahrhunderte alten Tradition. 'Ich mache das in der Hoffnung, dass ich nicht der Letzte bin, dass das nach mir auch wieder einer macht und von dem profitiert, was ich gemacht habe; das wär schön.' Hubert arbeitet für eine große Schnapsbrennerei, die seit vier Jahrhunderten das historisch verbriefte Recht hat, Enzian vor Ort zu ernten und zu destillieren. 'Wir ernten an einem Ort nur alle sieben Jahre', sagt Hubsi. 'Damit hat die Pflanze mehr als genug Zeit nachzuwachsen. Das wurde schon immer so gemacht.' Hubsi liebt den jährlichen Rückzug in die Berge, und dass der auch noch bezahlt wird, weiß er durchaus zu schätzen. Vier Berghütten und eine Talhütte bewirtschaftet er im Wechsel, Sommer für Sommer. Dieses Mal ist er auf der schönsten und abgelegensten Brennhütte, am Funtensee, auf über 1600 Meter Höhe. Den ganzen Winter hat er sich darauf gefreut. 'Da oben sind eigentlich nur die Murmeltiere und ich. Die Leute von der nächsten Alpenvereinshütte, die trauen sich nicht zu mir rüber.' ARD-Reporter Sven Ihden und sein Team haben den Schnapsbrenner vom Funtensee einen Sommer lang begleitet, um sich in die Geheimnisse der Enzianernte und des Schnapsbrennens einweihen zu lassen. Es war eine Reise in eine andere, eine entschleunigte Welt, ohne Handy, Internet und Straßenlärm.