Der Schmetterlingsjäger - 37 Karteikarten zu Nabokov

Der Schmetterlingsjäger - 37 Karteikarten zu Nabokov

Ein Philosoph und ein Regisseur diskutieren, wie ein Film über Vladimir Nabokov ("Lolita") aussehen müsste. Parallel dazu entstehen Inszenierungen nach Texten des Autors zum Thema Zeit.

Die Texte werden von Nabokovs einzigem Sohn Dimitri gelesen. Gedreht wurde am Genfer See an den Orten, an denen Nabokov seit den 1960er Jahren gelebt hat. So nähert sich Regisseur Harald Bergmann visuell und intellektuell gleichermaßen Nabokovs Welt an.

Bergmann schöpfte für seinen Film aus dreierlei Quellen. "Die Textur der Zeit" ist ein Kapitel aus Nabokovs Roman "Ada oder das Verlangen". Der Protagonist Van Veen schreibt an einer Abhandlung über Zeit. In seiner Autobiografie "Erinnerung, sprich" versucht Nabokov anhand seiner eigenen Lebensstationen die Muster in seinem Leben freizulegen und auf diese Weise dem Geheimnis der Zeit näherzukommen. Dabei lässt er seine Kindheit in Russland, die Flucht von den Bolschewiken nach Berlin, das Erlebnis der Schmetterlingsjagd Revue passieren. Und schließlich ist da das Interview, das ein Journalist mit Nabokov nach seinem Erfolgsroman "Lolita" führte.

Ausgewählte Momente aller drei Textquellen werden wie in einem hochwertigen Spielfilm inszeniert. Die Ergebnisse werden fortlaufend zwischen Philosoph und Regisseur besprochen. Dabei wird Nabokovs Arbeitsweise und seine Absicht deutlich, das Bedürfnis des Lesers, sich mit einer Figur zu identifizieren, zu unterlaufen.

Bergmanns Ziel war es, weder eine biografische Dokumentation über Nabokovs Leben zu schaffen noch eine "Verfilmung" seiner Bücher zu bieten, sondern einzuführen in den Kosmos des Autors, in dessen Spätwerk die Reflexion über die Zeit zentral ist.

"Der Schmetterlingsjäger" ist ein ebenso musikalisch-poetischer Film wie eine Reflexion über die Arbeitsweise des berühmten Romanciers. Er baut auf einem collageartigen Montageprinzip auf, wird aber zusammengehalten durch das Gespräch von Regisseur und Philosoph und den Erzählbogen des Kapitels aus "Ada", da Van Veens Reflexionen über die Zeit während einer Autofahrt durch die französischen Alpen entstehen, auf dem Weg zu einem Hotel, in dem er seine Geliebte wiederzutreffen hofft.

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