Der Schatz im Kivusee
Am Kivusee wird Ruandas Zukunft entschieden. Der Kivusee liegt zwischen Ruanda und dem Kongo auf einer Narbe der Erdkruste. Der See ist groß und tief - wie ein Meer. Man erzählt sich, dass in den Tiefen des Sees Gas lagert. Unmengen von brennbarem Methangas und giftigem Kohlendioxid. Unsichtbar, gelöst im Wasser. Ein wertvoller Schatz, der das ganze Land zum Paradies machen kann. Oder ist das Gas eher ein Fluch, ein böser Geist, der zum Killer wird, wenn er sich aus dem See erhebt? Genau das könnte passieren, befürchtet der deutsche Physiker Klaus Tietze aus Celle bei Hannover. Unvorstellbar: Drei Millionen Menschen könnten schlagartig sterben. Der Kivusee ist fünfmal so groß wie der Bodensee. Im Westen wuchert kongolesischer Dschungel, im Osten erstrecken sich Teeplantagen und Bananenhaine. Der See ist ein unentdecktes Juwel für Touristen mit herrlichen Stränden. Sein beunruhigendes aber zugleich hoffnungsvolles Geheimnis sieht man ihm nicht an. Der Kivusee enthält ein weltweit einzigartiges, riesiges Methangasvorkommen, gespeichert in seinen eigenen Wasserschichten. 360 Kubikkilometer Methan und Kohlendioxid sind im See wie in einer überdimensionalen Sektflasche gelöst. Ingenieure wollen das Methan aus der Tiefe in Strom verwandeln. Doch die Zeit drängt, denn der Kivusee ist eine Zeitbombe: In gut hundert Jahren könnte das Gas von selbst durch die Seeoberfläche ausbrechen, wie es vor Jahrtausenden bereits passierte. Das Gas würde die Küsten haushoch überspülen. Drei Millionen Menschen, die an den Ufern des Kivusees leben, könnten qualvoll ersticken. Wie vor 20 Jahren am Nyos-See in Kamerun. 1.800 Menschen starben damals bei einer solchen Katastrophe. Das gefährliche Gas im See hat einen mächtigen Nachbarn: Den aktiven Vulkan Nyiragongo, der sich nur 18 Kilometer entfernt vom See erhebt. Der gefährliche Riese unter den Vulkanen mit dem größten Lavasee der Welt thront auf dem ostafrikanischen Grabenbruch.