Der Maulkorb
Um 1900. Das Provinzblatt einer kleinen Residenzstadt berichtet über ein Rendezvous des obersten Landesherren mit Prinzessin Sofia. Seine Majestät ist über den pikanten Pressebericht so erbost, dass er ohne jegliche Rücksprache mit den Ministerien eine neue Zensurverordnung erlässt. Der umstrittene 'Maulkorberlass' wird auch am abendlichen Stammtisch, dem Staatsanwalt von Treskow (O.E. Hasse) angehört, rege diskutiert. Als Einziger in der Runde ist der treue Staatsdiener ein ausdrücklicher Befürworter der Zensur. Stark alkoholisiert verlässt von Treskow mit seinem Hund August als letzter Gast das Lokal und wankt über den Marktplatz heimwärts - vorbei am Denkmal seiner Majestät. Am nächsten Morgen wird der Verkaterte in aller Frühe vom Oberstaatsanwalt (Robert Meyn) aus dem Bett geklingelt. Etwas Unerhörtes ist geschehen: Ein Unbekannter hat das Denkmal des Landesherren mit einem Maulkorb verunglimpft. Von Treskow höchstpersönlich soll den Übeltäter finden. Mit Feuereifer nimmt der Staatsanwalt die Ermittlungen auf, die ihn vor immer größere Rätsel stellen. Der Beißkorb seines Hundes fehlt zunächst und taucht dann überraschend wieder auf. Der Tatzeuge Rabanus (Hansjörg Felmy) erscheint in der Amtsstube und zieht seine Aussage aus unerfindlichen Gründen wieder zurück. Eine gut situierte Dame (Erni Mangold) will den Täter gesehen haben, der als Letzter in der Nacht das Weinlokal verließ. Als von Treskow die Wirtin Tigges (Lotte Rausch) nach ihrem letzten Gast befragt, erlebt er eine herbe Überraschung. Neben 'Der Untertan' und 'Rosen für den Staatsanwalt' zählt diese vergnügliche Komödie über Meinungsfreiheit und preußische Obrigkeitshörigkeit zu den erfolgreichsten Filmen Wolfgang Staudtes. In der gelungenen Neuadaption des Romans von Heinrich Spoerl überzeugt O.E. Hasse als beflissener Beamter, der nicht ahnt, dass er gegen sich selbst ermittelt. Hertha Feiler, Hansjörg Felmy, Ralf Wolter sowie Wolfgang Müller und Wolfgang Neuss als gewieftes Gaunerpaar komplettieren das Ensemble.