Der letzte Milchbauer von Sylt

Der letzte Milchbauer von Sylt

Auf Sylt ist alles schick, edel und teuer. Der Bauernhof von Jens und Sabine Nielsen ist das genaue Gegenteil davon. Vor elf Jahren kam zum letzten Mal ein Meiereiwagen nach Sylt, um die Milch der Inselkühe abzuholen. Alle Milchbauern gaben auf, nur die Nielsens nicht. Sie legten sich eine eigene Mini-Meierei zu. Jens Nielsen mistet, füttert, bedient die komplizierte Abfüllmaschine und ackert draußen auf dem Feld. Sabine Nielsen arbeitet im Sommerhalbjahr im Golfclub Morsum, dem exklusivsten Club der Insel. Trotzdem muss auch sie auf dem Hof mit anpacken - beim Melken, Füttern oder wenn eine Kuh kalbt. Dabei sieht sie sich nicht als Bäuerin. 'Die Frau vom Arzt ist ja auch keine Ärztin', sagt sie. Bauer sein auf Sylt ist schwierig: Vom Lohnunternehmer auf dem Festland kann Nielsen keine Maschinen leihen. Ein Mähdrescher geht nicht auf den Autozug. Alles ist auf die Urlauber zugeschnitten. Auch Nielsens Kühe müssen dann die meiste Milch geben, wenn die meisten Gäste auf der Insel sind, denn die sind die Hauptkunden. Viel Arbeit in der Hochsaison: die Landwirtschaft, die Meierei, Milch ausliefern, Gäste im Ferienhaus betreuen, Haushalt und Golfclub. Das sind locker 15 Stunden Arbeit am Tag. Trotzdem liebt Jens Nielsen seinen Beruf. Die Kühe, die sofort kommen, wenn er sie ruft. Die Lärchen, die draußen über der Wiese trällern, und er liebt Sylt, den Duft der Nordsee. Sabine Nielsen kann da nichts Besonderes riechen. Auch sie mag Sylt, zumindest dann, wenn im Sommer die Golfspieler da sind. Gerade weil er seinen Hof so liebt, macht Bauer Nielsen sich Sorgen um die Zukunft seiner Landwirtschaft. Wer wird den altmodischen, arbeitsintensiven Bauernhof einmal weiterführen? Wie lange wird es sie noch geben, die letzten Milchbauern von Sylt?

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