Der letzte Akt - Entscheidungen am Lebensende

Der letzte Akt - Entscheidungen am Lebensende

Ein Koffer und zwei blaue Müllsäcke - mehr ist von Ingrid T. nicht geblieben. Matthias Weichold hat sie neben einen kleinen Gartentisch gestellt. Der Berufsbetreuer sortiert jene Dinge, die aus mehr als achtzig Jahren Menschenleben übrig geblieben sind: Noch brauchbare Kleidungsstücke gibt er für bedürftige Bewohner zurück ins Heim, Seifenschale und Kulturbeutel wandern in den Müll. Ingrid T. hatte keine Angehörigen mehr, sie war am Lebensende einsam, so wie die meisten Menschen, die Weichold betreut. Die Dokumentation zeigt, wie der Betreuer mit seinen Klienten die letzten Dinge regelt: die Beerdigung, eine Patientenverfügung oder das Erbe, das mal eine Stiftung wird. Auf diese Weise soll wenigstens der Name für die Nachwelt erhalten bleiben - nicht nur als Schriftzug auf der Akte, die Weichold zehn Jahre archivieren muss. Eigentlich endet die Betreuung mit dem Tod, und auch die Frage nach dem letzten Willen müsste Weichold - dem Gesetz nach - nicht mit seinen Klienten klären. 'Aber was will man machen, wenn kein Verwandter, kein Freund mehr da ist', sagt er und hilft zu regeln, was noch möglich ist. Schließlich soll auch am Lebensende ein bisschen Würde gewahrt werden. Auch wenn der Betreuer im Abwickeln der letzten Dinge mittlerweile Routine hat: 'Bei der Beerdigung, wenn nur noch der Pfarrer, jemand vom Pflegeheim und ich mitlaufen, reißt es mich immer: Es ist noch trauriger, als wenn es eine große Beerdigung ist.'

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