Der Kontrakt des Zeichners
Sommer 1694. Mister Neville , ein Künstler mit Erfolg, Einbildung und Arroganz, lässt sich nicht lange bitten, als man ihn beauftragt, zwölf Ansichten eines Herrensitzes in der südenglischen Grafschaft Wiltshire anzufertigen. Doch er hat seinen Preis. Honorar, Verköstigung und die amouröse Willfährigkeit der Herrin des Hauses stehen im Kontrakt. Während zwei Wochen kann Neville die Motive frei wählen. Noch freier wählt er die Schäferstündchen. Er weitet sie von Mrs. Herbert , der Hausherrin, auf deren Tochter, die unglücklich verheiratete Mrs. Talmann (Anne-Louise Lambert), aus. Die Idylle ist frivol, bald auch makaber. Aus dem Teich des englischen Gartens wird die Leiche des Hausherrn gefischt. Was ist geschehen? Aus den Zeichnungen von Mister Neville lassen sich sonderbare Veränderungen von Detailbeobachtungen ablesen. Immer deutlicher wird, dass Bedrohliches, Unfeines, Gewalttätiges in der Kunstlandschaft des englischen Gartens vorgeht. Der Künstler ist seines Lebens nicht mehr sicher. Ein weiterer Mord geschieht.
«Der Kontrakt des Zeichners» («A Draughtsman's Contract») heisst die schwarze Krimikomödie die der Zeichner, Maler, Schriftsteller und Avantgardefilmer Peter Greenaway, 1982 mit Hintersinn und Hinterlist verfilmt hat. Es geht darin um «sex and crime». Im labyrinthischen englischen Garten eines noblen Landsitzes geschieht ein Verbrechen. Ihm kommt ein Zeichner und Maler auf die Spur, der mit einem merkwürdigen Kontrakt gegängelt worden ist. Zwölf Zeichnungen hat er anzufertigen, dafür stehen ihm nebst Honorar die grosszügigste Gastfreundschaft und die intimste Aufmerksamkeit der Dame des Hauses zu. Einen fast surrealen Dekor- und Edelkrimi, hoch stilisiert, mit preziösen, boshaften Dialogen, hat Peter Greenaway aus dem Stoff gemacht, ein Bilderrätsel voller Aberwitz. Passend zum SRF-Themenschwerpunkt «Barock ? mon amour», in dessen Spielfilmreihe «Der Kontrakt des Zeichners» zu sehen ist. Jeder Betrachter kann das Rätsel auf seine Weise entschlüsseln. Peter Greenaway sagt dazu: «Die Kamera bewahrt, gleich dem Zeichner im Film, eine feste, neutrale, beobachtende, unkritische Haltung. Sie interessiert sich in gleichem Mass für die Struktur eines Gebäudes, fürs Geheimnisdunkel des Kerzenlichts und den flüsternden Wind in den Ulmen wie für die Lage eines Leichnams oder die Pein eines Opfers sexueller Nötigung. Auf diese Weise sind alle Ereignisse offen für die Interpretation.»