Der Kampf um den Baum

Der Kampf um den Baum

'Der ist mir unten rum viel zu dick', sagt Bärbel zu ihrem Mann. Tapfer hält Gatte Klaus die Nordmanntanne senkrecht. 'Zu dick?', murmelt er. 'Lass uns den da hinten noch mal probieren,' sagt Bärbel. 'Der ist doch viel zu groß', sagt Klaus, 'unser Wohnzimmer hat doch nur zwo sechzig! Und eine Nordmann ist das doch auch nicht.' Bärbel lenkt ein. Nordmann muss es schon sein. Die beiden schieben sich weiter durch Berge von Tannenbäumen. Klaus stellt sie hin, Bärbel lehnt ab. Ausnahmezustand auf Hof Oelkers: zwei Millionen Tannenbäume. Weihnachtswahnsinn auf 300 Hektar. In der Tannenschonung treffen sich alle: die Dame im grauen Edelpelz, die schnell noch ein paar Restzweige vom Boden sammelt, die junge Assistenzärztin und der Familienvater in Gummistiefeln, der gern auch ein krummes Bäumchen mit Charakter nimmt. So kann man schon mal zehn Euro sparen. 'Der Christbaum ist für uns eine ganz normale Nutzpflanze', sagt Bernd Oelkers. Er ist Landwirt in dritter Generation und baut Weihnachtsbäume im ganz großen Stil an. Oelkers liefert ab Ende November nach Spanien, Frankreich und Italien. 'Sogar bis nach Dubai schicken wir Anfang Dezember ein paar Kühlcontainer mit unseren Nordmanntannen', schwärmt er. Die Bäume werden das ganze Jahr über gehegt und gepflegt, gedüngt, beschnitten und verzogen. Alles für die wichtigsten vier Wochen kurz vor Weihnachten, wenn Millionen Autos durch Deutschland rollen - mit Tannen auf den Dächern, quer im Fond, schaukelnd auf dem Hänger und steil aufragend aus Kofferraumklappen.

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