Der geplatzte Traum von Europa

Der geplatzte Traum von Europa

In den Pariser Verträgen von 1954 einigten sich Frankreich und Deutschland auf ein sogenanntes Europastatut, über das im Saarland 1955 abgestimmt wurde. Mit diesem Statut hätte Europa ein Heimatland bekommen und das Europa, wie wir es kennen, eine völlig andere Entwicklung nehmen können.

Der Plan ist auf höchster Ebene im Kreis der Siegermächte und in Bonn wie in einem Drehbuch zu einer politischen Zukunftsgeschichte entwickelt worden. Auf lokaler Ebene wurden schon die Pläne gezeichnet, um Saarbrücken zur Hauptstadt Europas zu machen. Die aus den Erfahrungen des Zweiten Weltkrieges geborene Europaidee sollte sich im Saarland erstmals konkretisieren und zu einem Mittelpunkt finden.

War aber dieser Europagedanke soweit in den Köpfen der Menschen verankert, dass sie ihre politische und persönliche Zukunft davon abhängig machen, ein Land, das immer am Rand gestanden hatte, ins Zentrum Europas rücken wollten?

Vieles ist ungewöhnlich an der Geschichte der Saarabstimmung von 1955 und aus heutiger Sicht geradezu fantastisch. In einem großen Bogen rekonstruiert die Sendung diesen einmaligen historischen Moment, an dem die Idee von Europa hätte Wirklichkeit werden können. Noch einmal werden die Erlebnisse dieser Zeit lebendig, die Menschen wie Peter Scholl-Latour, ganz entscheidend geprägt haben. Warum aber schließlich die Geschichte doch ihren bekannten Lauf genommen hat, lag an dem Ergebnis der Abstimmung: Die Menschen an der Saar haben das Statut abgelehnt.

Trotzdem lohnt es, die Geschichte der Saarabstimmung von 1955 zu erzählen, denn ihre Bedeutung geht weit über die tatsächlichen Ereignisse hinaus.

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