Der Fotograf Roger Melis - Chronist der Ostdeutschen

Der Fotograf Roger Melis - Chronist der Ostdeutschen

Roger Melis ist einer der Großen des ostdeutschen Fotorealismus. Stets war er mit nüchternem Blick auf der Suche nach dem, was wahr war. Er mochte nicht, wenn der Fotograf im Vordergrund stand, nie wollte er sich als Künstler exponieren.

Es war das Fernweh, das den jungen Roger Melis dazu brachte, sich für den Beruf des Fotografen zu entscheiden. Nach der Fotografenlehre heuerte er zunächst bei der DDR-Fischereiflotte an. Hier entstanden seine ersten Fotoreihen. Als er mit der Kamera in die Welt ziehen wollte, wurde die Mauer gebaut. Frustriert plante er seine Flucht, doch seine Familie beschwor ihn, aus Angst vor Repressionen, zu bleiben. Melis blieb in der DDR und trieb sein fotografisches Schaffen mit Aufträgen für Zeitschriften und freien Arbeiten voran. Schließlich durfte er sogar nach West-Berlin reisen. Später fotografierte er seinen Sehnsuchtsort Paris. Wie so viele Künstler und Intellektuelle glaubte er, an einer allmählichen Liberalisierung des SED-Staates mitwirken zu können. Doch diese Hoffnung wurde nicht eingelöst. Obwohl Roger Melis in der alternativen Kunstszene gut vernetzt war, versank er Ende der 1980er-Jahre immer mehr in Melancholie, die er nicht abzuschütteln vermochte.

In seinen Reportagen zeigte Roger Melis den Alltag, die Arbeits- und Lebensbedingungen und die politischen Rituale im realen Sozialismus. Machte er eine Reportage, gab es auch immer wieder Bilder, die nicht veröffentlicht werden durften. 2007 - zwei Jahre vor seinem Tod - veröffentlichte er den Fotoband "In einem stillen Land". Darin zeigte er erstmals auch unveröffentlichte Bilder und schuf ein umfassendes Porträt der DDR und ihrer Bewohner.

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