Der Dorfchronist

Der Dorfchronist

Seit über 50 Jahren dokumentiert Bruno Käppeli das Leben im kleinen Aargauer Dorf Merenschwand. Mit seinen Fotos und Filmen hat er für Generationen im Ort ein kollektives Gedächtnis geschaffen.

Bruno Käppeli dokumentiert nicht nur Dorffeste und folkloristische Ereignisse. Er hat auch einen erstaunlichen, ethnologischen Blick für das ganz Alltägliche. So filmte er bereits in den 1960er Jahren Bauern beim Melken.

Die Leute im Dorf belächelten ihn. Was soll daran schon interessant sein? Ihm aber war bewusst, dass solche Bilder einst einen großen historischen und nostalgischen Wert haben würden. Heute sind seine Filme, die längst verschwundene Handwerke zeigen, ein Dauerbrenner im Dorfmuseum.

Als Jugendlicher träumte der 77-Jährige von einer Lehre als Fotograf. Doch in einer Familie mit neun Kindern musste der Beruf nicht persönliche Erfüllung, sondern ein solides Einkommen bringen. Er trat eine Lehre als Metalldrücker an. Während der monotonen Stunden der Serienarbeit plante er in seinen Gedanken unzählige Filme. 1962 kaufte er sich für viel Geld eine 8mm-Kamera. Seither sind rund 400 Filme entstanden. Bruno Käppeli ist Vater von fünf erwachsenen Kindern. Er lebt mit seiner Frau Susan immer noch in dem Haus, das er in den 1960er Jahren eigenhändig gebaut hat. Selbst heute ärgert es ihn, dass er im Baujahr sein ganzes Geld für Zementsäcke statt für Filmrollen ausgab - eine schmerzliche Lücke in seinem Archiv.

Reporter Patrick Schellenberg ist in Merenschwand aufgewachsen. Seine erste Begegnung mit Bruno Käppeli ist fast 40 Jahre her. Der Dorfchronist filmte ihn im Kindergarten. Heute sind die Rollen vertauscht. Der Reporter begleitet den Chronisten mit der Kamera auf seinen Streifzügen durch das Dorf.

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