Der Dom zu Halle

Der Dom zu Halle

Dass Halle einen Dom hat, wissen die Wenigsten. Versunken, fast versteckt, liegt das große weiße Kirchenschiff zwischen Plattenbauten, Fachwerkhäusern und einer Hochstraße. Selbst einige Hallenser halten die zentral gelegene Marktkirche für den Dom. Das 1.200-jährige Stadtjubiläum 2006 war Anlass, der einstigen Bedeutung des imposanten Gotteshauses nachzuspüren und von Persönlichkeiten und Episoden zu erzählen, die mit seiner Geschichte verbunden sind. Es beginnt im 13. Jahrhundert, als Dominikanermönche ihrem Stil als Bettelorden entsprechend am Rande der Stadt eine bescheidene Hallenkirche ohne Turm bauen. Der spektakuläre Umschwung kommt im 16. Jahrhundert mit der Herrschaft Albrechts von Brandenburg. Kardinal Albrecht macht aus der Kirche des Bettelordens nicht nur einen Dom, sondern auch eine gigantische Schatztruhe, sammelt Reichtümer und Reliquien. Doch sein Machtstreben, sein Geschäftssinn rufen starke Gegenkräfte auf den Plan. Nur wenige hundert Meter entfernt von Albrechts Lieblingsresidenz predigt Martin Luther in der Marktkirche - gegen Albrecht. Halle wird zu einem wichtigen Dreh- und Angelpunkt der beginnenden Reformation. Heute gehören die meisten Menschen in Halle keiner Kirche mehr an; evangelische und katholische Christen sind eine Minderheit. Während die Marktkirche das Zentrum der Stadt prägt und hier die Zahl der Taufen steigt, liegt der Dom im Abseits. Er gehört seit 300 Jahren der reformierten Gemeinde und die trägt an dem stattlichen Kirchbau schwer. Gottesdienste sind dort nur in der warmen Jahreszeit möglich, die Orgel ist stark verstimmt und unangemeldete Besucher stehen vor verschlossener Tür. Mit Idealismus und Engagement versucht die Gemeinde, ihren Dom für die Zukunft zu bewahren und sein Ansehen, auch über die Region hinaus, wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

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