Der Dirigent Thomas Hengelbrock

Der Dirigent Thomas Hengelbrock

DokumentationDeutschland  

Auf der Suche nach dem legendären "Phantom der Oper" steigt Thomas Hengelbrock tief hinab in den Bauch der Pariser Opéra Garnier. Die Filmemacher Daniel Finkernagel und Alexander Lück haben Thomas Hengelbrock an mythenreiche Orte begleitet - jedoch nicht, um Phantome zu jagen, sondern um die Wechselwirkungen zwischen Architektur und Musik aufzudecken. Dieses Thema liegt dem gebürtigen Wilhelmshavener so am Herzen, dass er gleich zwei Ensembles nach einem großen Architekten benannt hat: den Balthasar-Neumann-Chor und das Balthasar-Neumann-Ensemble.
Daher ist die Würzburger Residenz, Balthasar Neumanns Meisterwerk, ein ausgesprochener Sehnsuchtsort für den Dirigenten. Auch sich selbst sieht er als Architekten: "Ich bin der alten Renaissanceidee doch sehr verhaftet, dass der Mensch ein Baumeister ist, dass er sein Leben zur Verfügung gestellt bekommt, um dann auch etwas zu schaffen, zu erschaffen im Rahmen seiner Möglichkeiten."
Der Film dokumentiert in vielen Proben und Konzertausschnitten die Vielseitigkeit des "Baumeisters" Hengelbrock: von Bach, Mozart, Mendelssohn und Rossini über Schumann und Wagner bis hin zum Musical. Dabei spielt der charismatische Dirigent gerne auf Risiko. "Ich bin kein Experte für Safer Music." Auch bei seinem Bayreuther Debüt im Juli 2011 geht Hengelbrock nicht auf Nummer sicher und entdeckt auf dem grünen Hügel ganz neue Klangfarben. So sehr sich der Chefdirigent der NDR-Symphoniker allerdings für die einzigartige Akustik und Architektur des Festspielhauses begeistert, so drastisch kritisiert er Probensituation und Geist der Festspiele.
Die spektakulärsten Architekturbilder haben die Filmemacher auf einer gigantischen Baustelle eingefangen: in der Elbphilharmonie Hamburg. Dort, wo der Konzertsaal stehen soll, klafft noch ein gigantischer Krater aus Beton. Nichtsdestotrotz schwärmt Hengelbrock, wie man hier "über Hamburg schwebt." Wie er selbst mit seinen Musikern vom NDR Sinfonieorchester abhebt, zeigt eine musikalische Sternstunde im Film, wenn in einem Mendelssohn-Scherzo im Konzert der Dirigent plötzlich mit dem Dirigieren aufhört.
"Wenn die Musik Sie wirklich so mitnimmt und das Spielen und Atmen und Phrasieren der Musiker zu einer solch verkommenen Einheit kommt, dass Sie nicht mehr arbeiten müssen, dann entstehen auch diese Momente, wo Sie sich dem Fluss der Musik einfach hingeben können."
Ganz irdisch und unterhaltsam fällt dann die Begegnung Hengelbrocks mit dem Phantom der Oper in Paris aus. Es lebt tatsächlich in dem sagenumwobenen See 70 Meter unter der Oper und zeigt sich für kurze Augenblicke der Kamera.

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