Der Coaching-Wahn

Der Coaching-Wahn

Die Arbeitsleistung steigern, Führungskompetenz entwickeln, neue Fähigkeiten einüben: Um berufliche Ziele zu erreichen, gilt Coaching als probates Mittel. Doch die Maßnahmen sind teuer.

Den Erfolg von Coaches wissenschaftlich zu beurteilen, ist schwierig. Die Dokumentation fragt unter anderem nach, wie Anbieter und Verbände dazu stehen, dass es keine unabhängige Qualitätskontrolle für dieses Berufsfeld gibt.

In Deutschland arbeiten derzeit etwa 8.000 Coaches. Damit stehen wir nach den USA und Großbritannien weltweit auf Rang drei. Der Branchenumsatz liegt in Deutschland pro Jahr bei 450 Millionen Euro.

Zunehmend beauftragen auch kleine und mittelständische Unternehmen, öffentliche Behörden, Bildungsträger oder Krankenhäuser Coaches. Weltweit werden mit den Fortbildungen jährlich 1,9 Milliarden Dollar umgesetzt. Coaching ist der Megatrend der Weiterbildung.

Eine richtige Kosten-Nutzen-Analyse der Coachings gibt es kaum, nur vereinzelte Bachelor- oder Diplomarbeiten untersuchen die Wirksamkeit der Fortbildungen empirisch. Befragte Teilnehmer sagen zwar oft: "Das hat mir sehr geholfen!" Dies könnte aber darauf zurückzuführen sein, dass sie den Coach als Vertrauensperson ansehen und für das Coaching viel Geld bezahlt haben.

Über die Wirksamkeit der angewandten Methoden gibt es keinen Nachweis. Manche Anbieter setzen auf "systemische Beratung", andere auf das "Neurolinguistische Programmieren", wieder andere erfinden ihre eigenen Methoden mit teils esoterischen Ansätzen. Die Berufsbezeichnung "Coach" ist nicht geschützt, prinzipiell kann jeder als Berater tätig werden und deshalb gibt es in der Branche auch viele schwarze Schafe. Die Ausbildung gilt lediglich als Weiterbildung, sie ist nicht staatlich anerkannt. An den circa 300 deutschen Ausbildungsinstituten variieren Inhalte, Dauer, Preis und Qualität der Kurse sehr. Zwischen einem Monat und zwei Jahren dauert die Ausbildung - die Kosten liegen zwischen 300 und 17.000 Euro.

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