
Der Berührbare
Vernachlässigt und alleingelassen von seinen exzentrischen Eltern, die beide als Schriftsteller den Erfolg suchten, wurde Oskar Roehler schon von klein auf mit familiären Verwerfungen konfrontiert. Er wurde 1959 als Sohn der Schriftsteller Gisela Elsner und Klaus Roehler geboren. Beide waren Mitglied der Gruppe 47. Der Sohn stört den ausschweifenden Lebensstil seiner Eltern und wächst bei den Großeltern auf. Freiwillig geht er auf ein Internat, macht sein Abitur, geht nach Berlin. Die Stadt ist für ihn finster und depressiv, voller Drogen und Punkmusik. Roehler lernt den jungen Theaterregisseur und Filmemacher Christoph Schlingensief kennen und wird sein Freund und Arbeitskollege. Roehler schreibt mit an Drehbüchern wie 'Terror 2000 - Intensivstation Deutschland' oder 'Die 120 Tage von Bottrop'. Im Jahr 1995 dreht der inzwischen 36-jährige seinen ersten eigenen Spielfilm: Der Film 'Gentlemen' ist ein verstörendes Werk über einen Massenmörder im kaputten Berlin. Schon in diesem Film werden die großen Themen von Roehler fixiert: die Einsamkeit von Menschen in einer großen Stadt, unfähig, eine richtige Beziehung zu anderen Menschen aufzubauen. Mit seinem nächsten Spielfilm 'Silvester Countdown' (1997) gewinnt Oskar Roehler den Preis für die beste Regie beim Max Opühls Filmfestival in Saarbrücken. Schon drei Jahre später erfolgt endgültig der große Durchbruch mit dem Film 'Die Unberührbare', der die letzten Lebenstage seiner Mutter beschreibt. Seitdem ist Oskar Roehler Deutschlands Regisseur für die unangenehmen und allzu tief in den Abgrund der Gesellschaft blickenden Themen. Mal verstörend, mal zynisch, mal amüsiert erzählt Roehler seine Geschichten. Aufgrund seiner Radikalität und Schonungslosigkeit wird er auch immer wieder als der neue Rainer Werner Fassbinder bezeichnet.