Der Abschleppkönig
Seit 43 Jahren beseitigt Günter Bormann nach Verkehrsunfällen auf den Autobahnen rund um das Bremer Kreuz die Autowracks. Bormann ist Spezialist für Lkw-Unfälle. Bis zu 45 Tonnen schwere Fahrzeuge können seine Riesenschlepper bergen. Angefangen hat er 1969 im Betrieb seines Vaters mit einem kleinen Borgward-Abschleppfahrzeug. Das steht immer noch in der Halle, aber zehn Bergungs-Lkw und ein gewaltiger Kran sind dazu gekommen, jedes einzelne Fahrzeug wurde von Günter Bormann mitkonstruiert und kostet rund eine halbe Million Euro. Für den Abschlepper läuft das Geschäft gut. Die Lkw-Unfälle auf den Fernstraßen verlaufen aber auch immer schwerer und folgenreicher. Und immer öfter gibt es Tote, weil die Lkw-Fahrer unkonzentriert und übermüdet unterwegs sind. Oft ist Günter Bormann 16 Stunden am Tag im Einsatz, auch am Wochenende. Er weiß, wie man tonnenschwere Havaristen von der Straße hievt. Ein Container steckt unter einer Brücke fest, ein Chemietanker ist umgekippt, ein Bagger liegt quer auf der Autobahn, ein verunglückter Kranwagen verursacht eine Vollsperrung. Welche Kette, welches Seil anlegen? An welcher Stelle anheben? Wo ist die Batterie beim Scania, wo beim Actross, beim Volvo-Truck? Günter Bormann bleibt cool, wenn alle anderen herumschreien. Ein Kamerateam hat Abschlepp-König Günter Bormann sechs Monate lang bei seiner Arbeit begleitet und einen Mann beobachtet, der nervenstark und gelassen mit einer Kippe im Mundwinkel mitten in den Trümmerbergen steht und seine Arbeit macht. Die Dreharbeiten zeigen vor allem, wie erschreckend leichtsinnig und gedankenlos viele Brummi-Fahrer unterwegs sind und mit welchen Fuhrwerken. Katastrophale Unfälle sind die Folge. Zum Beispiel dieser: Der Lkw eines Unternehmens, das im Internet stolz die Zuverlässigkeit seiner Fahrer lobt, rast ungebremst in ein hellerleuchtetes Absicherungsfahrzeug der Autobahnmeisterei. Zwei Arbeiter sterben. Wie kann solch ein Unfall geschehen? Was kann man gegen das Grauen der Autobahn tun?