Dayton Ohio - abgehängt und ausgeträumt

Dayton Ohio - abgehängt und ausgeträumt

Auslandsreportage 

"Wir verwenden Equipment, das für Katastrophenfälle gedacht ist", erzählt Kent Harshbarger, Leichenbeschauer in der US-Stadt Dayton, Ohio. Seit der globalen Finanzkrise ist die Zahl der Drogentoten im Nordwesten der USA explodiert. "Wir haben zwei Kühltransporter, für jeweils 18 Leichen, denn die Kühlräume sind längt voll." Zur Blütezeit in den 60er und 70er Jahren lebten rund 260.000 Menschen in Dayton, doch seit dem Niedergang der Stahlindustrie und der Abwanderung der Automobilfertigung in Billiglohnländer hat fast die Hälfte der Einwohner die Stadt verlassen. Armut, Flucht in Drogen und schlechte Gesundheitsversorgung haben die Lebenserwartung in Dayton auf das Niveau von Dritteweltländern gedrückt. Das WELTjournal+ zeigt das Leben in einer Stadt, die im Zuge der Globalisierung abgehängt wurde, deren Bewohner aber trotz allem nicht aufgeben wollen. Kleine, lokale Märkte ersetzen die geschlossenen Shoppingcenter, die günstigen Grundstückspreise locken wieder erste Investoren an. 2014 ist etwa ein chinesischer Glashersteller in eine ehemalige General-Motors Fabrik gezogen und bietet Arbeit. "Man beginnt bei einem Stundenlohn von 12 Dollar. Nach 90 Tagen wird er auf 12,84 Dollar erhöht", sagt Vorarbeiter Rodney Brickey. Leben könne er von seinem neuen Job kaum, und dennoch: "Ich freue mich, dass jemand versucht, in dieser Gegend Jobs zu schaffen. Das ist ein gutes Zeichen."

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