Das Theaterwunder von der Alb - Der Lindenhof

Das Theaterwunder von der Alb - Der Lindenhof

Das Schild ist gestreift wie eine Tigerente und wandelt auf zwei schwarzen Beinen von der Garage zur Hausfront. "Das Spiel von Liebe und Zufall" steht darauf. Es ist der Titel einer französischen Komödie, die gerade gespielt wird. Er könnte auch dauerhaft über dem Theater Lindenhof stehen, das seit jeher Grenzen sprengt: die der ländlichen Abgeschiedenheit und des Machbaren.
"Das Theater sind die Menschen", sagte Inge Jens einmal. Sie stehen im Mittelpunkt der Dokumentation. Rund 20 festangestellte Mitarbeiter vor und hinter den Kulissen, Rädchen, die ineinander greifen. "Ich kann nicht einfach auf die Bühne gehen, meinen Text aufsagen und wieder gehen", sagt Schauspielerin Kathrin Kestler, pinselt sich Puder ins Gesicht und schnappt sich eine Kiste mit Requisiten für die französische Komödie. "Wichtig ist, dass jeder in diesem kleinen Betrieb - egal an welchem Platz - seine Arbeit gerne macht", ergänzt Intendant Stefan Hallmayer. Und Philipp Knöpfler, der Mann der Schilder malt, Bühnen aufbaut und den Lindenhof-Laster an die vielen Spielorte im Land fährt, findet, dass die Vielseitigkeit Spaß macht - auch wenn der Spaß oft bis in die Nacht dauert und am Morgen weiter geht.
Schwäbische Kleinkunst, klassische Dramen, Theater mit Musik, mit Flüchtlingen und mit ganzen Dorfgemeinschaften - was das kleine Schauspielensemble (sechs Männer, zwei Frauen) auf die Beine und die Bühne stellt, ist von ungeheurer Vielfalt. "Heimattheater für die Welt - Welttheater für die Heimat", grinst Intendant Hallmayer und legt noch einmal die Flügel aus der legendären "Melchinger Winterreise" an, um unter den Windrädern des Himmelbergs über seine Träume zu sinnieren.
Das Filmteam hat die Schauspieler gebeten, sich selbst zu spielen - als wär's ein Stück von ihnen. Bernhard Hurm liebt das Versteckspiel und lässt Hölderlin sprechen. Linda Schlepps offenbart sich in Tübingen als Traumtänzerin und Oliver Moumouris geht philosophierend im Neckar baden. Theatermenschen. Eine Familie? Ja und nein. Irgendetwas Wunderliches, Wunderbares scheint sie zusammenzuhalten, die Lindenhöfer der ersten Stunde und die im Lauf der Jahre Dazugekommenen. Das Spiel, die Liebe und der Zufall, könnte man sagen. Und der Wille, auf der Alb zu überleben, auch in der nächsten Generation.

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