Das Lob der Kritiker

Das Lob der Kritiker

Sie ist die Mutter aller Literaturbestenlisten: die SWR-Bestenliste. Sie enthält Fiktionales, Romane, Erzählungen, aber auch Lyrik. Einzige Bedingung? Neuerscheinungen.
Der Film erzählt vom Werdegang der Liste, von Kontroversen, Kritikerkämpfen und Debatten, von seltsamen und schrägen Entscheidungen und herausragenden Büchern. Dazu gibt es O-Töne mit früheren und gegenwärtigen Jurymitgliedern, Autoren und Verlegern.
Vor 40 Jahren kam der damalige SWF-Literaturredakteur Jürgen Lodemann auf die Idee, es brauche eine Alternative zur SPIEGEL-Bestsellerliste, die eine reine Verkaufsliste war. Es bedürfe einer Liste, die sich nur an der Qualität der Bücher orientiert. Jürgen Lodemann scharte eine Gruppe von Literaturkritikern als Jury um sich, die im März 1975 die erste SWF-Bestenliste zusammenstellte, welche seither monatlich erscheint. Auf dem Spitzenplatz ein Klassiker: Franz Kafka, Briefe an Ottla und die Familie.
Seit 40 Jahren wählen nun ausgesuchte Literaturkritiker und -kritikerinnen im Auftrag des SWF, dann des SWR, "Bücher, denen sie möglichst viele Leser und Leserinnen wünschen". Und keine Bestenliste hat eine größere Bedeutung für Leser und Verlage als diese monatliche Leistungsschau, die eine einzigartige Orientierungshilfe in der Flut der Neuerscheinungen bildet. Die Jury setzt sich zusammen aus den namhaften Kritikern des Literaturbetriebs im deutschsprachigen Raum. Früher waren das Marcel Reich-Ranicki oder Jörg Drews oder Martin Lüdke, heute sind das Ijoma Mangold, Felicitas von Lovenberg oder Denis Scheck.
Früher gab es auch häufiger Kontroversen, es kämpfte Kritik gegen Kritik. Beispielsweise wenn die FAZ-Jurymitglieder oder die Kritiker der Süddeutschen Zeitung jeweils versuchten, durch Absprachen ihre Favoriten durchzusetzen.
Gleichzeitig war die Bestenliste auch immer im SWF/SWR-Fernsehen präsent: Sie wurde in den Literaturmagazinen des Senders vorgestellt. Einige Jahre lang gab es sogar eine Sendung mit gleichem Namen, die sich in den Dienst der monatlichen Auswertung stellte.
Den eigentlichen Fernsehhöhepunkt bildete jedoch das alljährliche Kritikertreffen in Baden-Baden. Hier wurde alles in großer Offenheit diskutiert. Unterhaltung und Qualitätsliteratur, geht das zusammen? Fernsehen und Literatur, passt das? Was taugt Literaturkritik heute noch? Warum ist einer in der Jury, warum verlässt er sie? Sind die richtigen Bücher auf der Liste oder mal wieder nicht? Darf man das Fernsehen im Fernsehen beschimpfen? Viele dieser Fragen werden immer wieder aufs Neue diskutiert und nie endgültig beantwortet - bis heute.

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