Das Leben ist kein Pausenhof

Das Leben ist kein Pausenhof

Bastian Bielendorfer ist Deutschlands Lehrerkind Nummer eins. Wenn der mittlerweile diplomierte Psychologe über sein Leben und Leiden mit seinen Paukereltern und der Diktatur ihres roten Korrekturfineliners plaudert, liegen ihm Leser wie Zuschauer mit Schnappatmung und Zwerchfellmuskelkater zu Füßen.

Auch in seinem Soloprogramm "Das Leben ist kein Pausenhof", das das WDR Fernsehen im Marl aufzeichnete, seziert der preisgekrönte Poetry-Slammer seine Vergangenheit als Einzelkind im Lehrerhaushalt, wo schon beim Mittagessen Vokabeln konjugiert wurden. Seine Erlebnisse bei den Familienurlauben an der Ostsee oder beim Zelten im Sauerland sind ebenso komisch wie die Beschreibungen der Familienfeiern, wo die versammelten Lehrer nach Schulformen geordnet Platz nehmen und schon vor dem Essen auf Altdeutsch im Besserwissen wetteifern.

Auch bei den Erzählungen über Bastian Bielendorfers legendären Teilnahmen bei den Bundesjugendspielen bleibt kein Auge trocken. "Manchmal kommt alles zusammen, das perfekte Publikum, das perfekte Team, der perfekte Augenblick. So ein Moment war meine TV-Aufzeichnung für den WDR im Theater Marl. Da wo ich herkomm', dem tiefsten Ruhrpott", sagt Bastian Bielendorfer. "Der Geruch von Heimat, 800 Leuten und Currywurst lag in der Luft. Klingt eklig, war aber wunderschön. Ein Meilenstein meines Lebens, der jetzt in meinem Kopf mit all dem Wahnsinn und den Gags Polka tanzt."

Und natürlich bekommt in Marl auch Bielendorfers Waldorf-Neffe Ludger sein Fett weg. Denn wenn der Jugendliche mit der selbst gehäkelten Mütze aus Lamawolle lieber in die Oper als ins Kino geht oder bei der Fastfoodkette nach veganen Nahrungsmitteln fragt, treibt das den Babysitter-Onkel regelmäßig in den Wahnsinn.

Der selbstironische Einblick in die skurrile Welt des gebürtigen Gelsenkircheners ist nicht nur zum Brüllen komisch, sondern beweist vor allem eins: Das Leben ist nun mal kein Pausenhof.

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