Das Ende war der Anfang

Das Ende war der Anfang

«Ich wollte nur, dass dieser Zustand aufhört. Ich sah keine andere Lösung, als den Suizid», sagt auch Daniel Göring, einer der Protagonisten im Dokfilm von Andrea Pfalzgraf. Als Kommunikationschef des Bundesamtes für Zivilluftfahrt stand er jahrelang unter grossem Druck. Dann wechselte er die Stelle, und alles brach zusammen: «Plötzlich war da nur noch eine Leere - innen und aussen». Hilfe wollte er nicht, vielmehr, konnte er nicht annehmen, unter anderem weil er dachte, er dürfe keine Schwäche zeigen.
So geht es vielen Menschen in einer Lebenskrise. Man geht davon aus, dass in der Schweiz jährlich rund 20 000 Menschen einen Suizidversuch begehen. Häufig merken Menschen gar nicht, dass sie eigentlich krank sind und Hilfe bräuchten. Sie schämen sich, weil sie glauben, nicht zu genügen und sehen keinen anderen Ausweg, als ihr Leben zu beenden. Versagensängste im Arbeitsalltag und in der Beziehung sind nach wie vor ein Tabu. Man will alles vertuschen oder hofft, dass es von selbst aufhört.
«Ich wollte niemandem zur Last fallen» sagte auch Noël Kaiser immer wieder. Als Adoptivkind aus Indien fühlte er sich schon in der Pubertät «falsch» in seinem Körper. Als er merkte, dass er homosexuell ist, ging es gar nicht mehr. Er habe sich wie ein Abfalleimer gefühlt, sagt er heute. Er schrieb an alle seine Geschwister, Eltern und Freunde Abschiedsbriefe und stellte sich an die Bahngleise. Eine Schulkameradin sah ihn dort stehen und griff mutig ein. Heute ist Noël über 30 Jahre alt und die beiden begegnen sich wieder am Ort des Geschehens. «Ich bin froh, dass ich noch da bin» sagt Noël Kaiser heute.
Im berührenden Dokfilm «Das Ende war der Anfang» erzählen Menschen, wie es dazu kam, dass sie ihrem Leben selbst ein Ende setzen wollten und wie sie den Weg zurück ins Leben und in die Gesellschaft wieder gefunden haben - weil es einen Anfang gibt nach dem Ende.

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