Das Ende der Privatsphäre

Das Ende der Privatsphäre

Kirche und Religion 

Mit dem Aschermittwoch beginnt nach alter christlicher Tradition die Fastenzeit: Tage und Wochen der Buße und Besinnung bis hin zum Osterfest. An den Sonntagen bis Ostern lädt die "Horizonte"-Redaktion alljährlich zu den "Fastengesprächen" - in diesem Frühjahr 2015 geht es um die "Ethik 2.0". Die globalisierte und vernetzte Welt stellt vor neue Herausforderungen - ob es um politische Konflikte, um sozial- und gesellschaftspolitische Zukunftsszenarien in Folge der Digitalisierung geht oder auch um den medizinischen wie biotechnologischen Fortschritt. Hält unsere klassische Ethik noch wirkliche Antworten bereit? Was müssen wir bedenken, was bewahren, was verändern, wenn wir verantwortungsvoll Zukunft gestalten wollen?

Es gab eine Zeit, da konnte man einigermaßen sicher sein, dass das, was man per Brief oder Telefon mitteilte, auch nur diesen Adressaten erreichte. Heutzutage wird oft vergessen, dass E-Mails oder Telefonate eigentlich genauso wenig privat sind, als würde gleich auf öffentlichen Plätzen kommuniziert. Wobei bei letzterer Variante die Hoffnung bestände, dass diejenigen, für deren Ohren die Mitteilfung nicht gedacht ist, diese irgendwann wieder vergessen. Die Kategorie des "Vergessens" aber kann man im digitalen Zeitalter getrost vergessen. Denn ob man telefoniert, sich im Internet über Krankheiten informiert, auf Facebook, Twitter und Co. mitteilt, was man gerade so treibt oder gut findet: All diese Datenspuren werden von wohlprogrammierten Maschinen gesammelt, analysiert und verknüpft. Erfindungen wie intelligente Heizungssysteme, Smartphones oder smarte Fernseher sind nicht nur dazu da, das Leben zu erleichtern. Sie dringen in die Privatsphäre ein, wissen mehr über uns und unsere Vorlieben, als uns bewusst und lieb ist. Dabei liefern wir einen Großteil dieser Daten auch noch freiwillig: unbewusst oder weil wir die Gefahren nicht ernst nehmen. Gerade auf diese Gefahr weist die IT-Expertin Yvonne Hofstetter hin. Ihr vielbeachtetes Buch "Sie wissen alles" ist eine Generalabrechnung mit der Daten-Sammelwut der Internetkonzerne. Sie warnt eindringlich vor der "Vermessung des Menschen" und davor, wie intelligente Maschinen die Macht über den Menschen gewinnen könnten. Hofstetter, die als IT-Unternehmerin selber diese Art von Programmen entwickelt, fordert ein neues "Technik-Ethos". Sie appelliert an die Politik und an den Einzelnen. Noch sei es nicht zu spät - geht es doch um die Grundrechte.

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