Das Elend der Anderen

Das Elend der Anderen

Puppy hat im Leben Pech gehabt. Die junge Frau ist in Bulgarien geboren, im Roma-Ghetto Stolipinovo. Dort steht man ganz am Ende der sozialen Leiter. Die Tochter von Analphabeten ging nie zur Schule und half schon früh, ihre Familie finanziell über Wasser zu halten. Mit 17 ging sie das erste Mal auf den Strich, ihre Schwester mit 13. Nachdem die Grenzen in Richtung Westen geöffnet wurden und Bulgarien Mitglied der EU wurde, kam Puppy nach Dortmund, um dort ihr Glück zu suchen. Doch Glück, das hieß für sie, als Prostituierte auf den Strich zu gehen. Das neue Leben ging so lange gut, bis die Stadt Dortmund den Straßenstrich im Mai 2011 dicht machte. Ab dann konnte Puppy - wie alle anderen Prostituierten - nur noch illegal anschaffen gehen. Im Sommer 2011 wurde sie von einem Freier niedergestochen und aus dem Fenster seiner Wohnung gestürzt. Es folgten Krankenhaus, zahlreiche Operationen, Schmerzen. Die 25-Jährige wird für den Rest ihres Lebens auf fremde Hilfe angewiesen sein, ein Pflegefall. Nachdem 2007 Bulgarien EU-Land wurde, sind Zehntausende Roma nach Deutschland gekommen, weil sie Armut und Ausgrenzung in ihrem Herkunftsland entrinnen wollten. Die meisten sind - wie Puppys Familie - Analphabeten, haben keine Ausbildung und auch im 'goldenen Westen' keine Perspektive. Die Zahlen der Roma-Zuwanderer haben sich seit 2007 versechsfacht. Sie leben oft in Abbruchhäusern, schlafen auf Parkbänken, in Hauseingängen oder in alten Autos. Eine neue Dimension der Not, mitten in Deutschland. Fast zwei Jahre lang haben Edeltraud Remmel und Esat Mogul Puppy und ihre Familie begleitet. Dabei ist eine eindringliche Reportage entstanden, in der es am Ende für Puppy sogar ein bisschen Hoffnung gibt.

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